Hochtouren in den Ötztaler Alpen

Brandenburger Haus (3272 m) - Dahmannspitze (3400 m) -  Fluchtkogel (3500 m)

Hochtouren für Genießer im Reich des Gepatschferners

Tourendatum 26./27.8.2000

Brandenburger Haus [Zum Vergrößern anklicken]Der Weißkamm ist der am stärksten vergletscherte Kamm der Ötztaler Alpen. Er setzt an der Weißkugel (3738 m) im Hauptkamm an und zieht nach Nordosten über die Ötztaler Wildspitze (3772 m) bis zum Söldener Gletscherskigebiet Rettenbachferner. Mitten in den gewaltigen Gletscherflächen von Gepatschferner (nach der Fläche der drittgrößte der Ostalpen) und Kesselwandferner liegt das Brandenburger Haus (3272 m, Bild) auf einem Felssporn der Dahmannspitze. Schon der Hüttenzustieg ist eine abwechslungsreiche Hochtour. Vom Brandenburger Haus aus lassen sich zahlreiche Hochtouren aller Schwierigkeitsgrade unternehmen. Eine interessante einfache Hochtour ist der Übergang zum Vernagthütte über das Obere Guslarjoch (3361 m), von wo man noch einen kurzen Abstecher auf den  aussichtsreichen Fluchtkogel (3500 m) unternehmen kann..
Ausgangspunkt ist Vent (1896 m) im hintersten Venter Tal, einem Seitental des Ötztals. Der Weg führt zunächst recht eben, aber teilweise ausgesetzt an den Nordhängen des tief eingeschnittenen Rofentals entlang zum Hochjoch-Hospiz (2413 m, DAV Berlin), das am Südhang der Guslarspitze gelegen ist (ca. 2,5 Stunden). Schon von hier hat man prachtvolle Aussichten auf die Fineilspitze (3514 m) und Weißkugel (3738 m) im Ötztaler Hauptkamm.
Weiter über den Deloretteweg durch die Südostflanke der Guslarspitze zum Kesselwandferner. Die eindrucksvolle Aussicht auf die Weißkugel und den mächtigen Eisstrom des Hintereisferners, den sie nach Nordosten entsendet, wird immer mit jedem Höhenmeter, den man gewinnt, immer beherrschender und läßt die Mühen des Steigens vergessen. Den stark zerklüfteten unteren Teil des Kesselwandferners umgeht man auf dem markierten, stellenweise ausgesetzten Steig an seiner Nordseite. Erst auf etwa 3000 m betritt man das obere flache Gletscherbecken. Der Weg über den Ferner zu dem schon sichtbaren Brandenburger Haus ist mit Stangen abgesteckt (ca. 3,5 Stunden vom Hochjoch-Hospiz). Laut Klier (alpin 6/2000 S. 23) gibt es dort keine Spalten. Wir haben auch keine entdeckt, die den Hochtourengeher verschlingen könnten, aber vorsichtshalber dennoch angeseilt.
Weißkugel [Zum Vergrößern anklicken]Das Brandenburger Haus (3272 m, DAV Berlin) liegt in aussichtsreicher Lage auf einem Felssporn der Dahmannspitze inmitten der weiten Firnflächen des Gepatsch- und Kesselwandferners. Im Südwesten dominiert die Weißkugel (3738 m), die der Hütte die scharfe Fels- und Firnschneide ihres anspruchsvollen Nordgrates zuwendet. Das letzte Abendlicht der tief im Westen stehenden modelliert die Unebenheiten aus dem  Gepatschferner. Der Nordgrat der Weißkugel ist durch die scharfe Licht-Schatten-Grenze zu erkennen. Hüttenwirt auf dem Brandenburger Haus ist seit der Sommersaison 2000 Thomas Pirpamer. Die Familie Pirpamer betreibt in Vent das Hotel Post und das Appartmenthaus Wildspitz mit einem netten Restaurant, in dem u.a. hervorragende Pizzen serviert werden. Außerdem gehört ihr die Similaunhütte auf dem Niederjoch, Stützpunkt für die Besteigung von Similaun und Fineilspitze.
Südflanke des Fluchtkogel [Zum Vergrößern anklicken9Vom Brandenburger Haus sollte man auf keinen Fall den kurzen Abstecher zum Hüttenberg versäumen. Die Dahmannspitze (3400 m) ist über einen bezeichneten Weg von der Hütte in 20 Minuten über Fels und ein flaches Firnfeld ohne nennenswerte Schwierigkeiten erreichbar. Die Aussicht von der Dahmannspitze ist überwältigend. Zu Füßen des schroffen Felszackens auf allen Seiten der mächtige Firn von Gepatsch- und Kesselwandferner. Im Nordosten sieht man hinter dem Fluchtkogel, der uns seine verfirnte Südwestflanke zuwendet, die Wildspitze (in der rechten Bildhälfte).
Blick von der Dahmannspitze auf Ötztaler Hauptkamm [Zum Vergrößern anklicken]Der Ötztaler Hauptkamm läßt sich in seiner gesamten Länge von der Weißkugel, über Fineilspitze, Similaun, Marzellspitzen, Hintere Schwärze bis zur Hohen Wilde überblicken. Im Bild der Blick nach Südwesten über den Kesselwandferner auf den Kreuzkamm, dahinter der Hauptkamm mit Similaun und Fineilspitze. Im Westen bietet der praktisch vollständig eisfreie Glockturmkamm mit seinen dunklen Gesteinen einen interessanten Gegensatz zum glitzernden Firn des Weiß- und Hauptkamms.
Gepatschferner und Weisskugel [Zum Vergrößern anklicken]Der Übergang vom Brandenburger Haus über das Obere Guslarjoch zum Vernagthaus ist eine lohnende Gletschertour, die zudem noch die Besteigung des Fluchtkogels sozusagen en passant ermöglicht. Der Fluchtkogel (3500 m) in der Mitte des Weißkammes zählt nicht zu den renommierten Gipfeln der Ötztaler Alpen. Ein Besuch lohnt sich dennoch wegen der fantastischen Aussicht. Von der Brandenburger Hütte quert man nahezu eben über den Kesselwandferner zum Oberen Guslarjoch (3361 m, 45 Minuten). Man sollte nicht versäumen, den Blick zurück zu wenden. Die mächtige Weißkugel thront über dem Firn des Gepatschferner, davor der Felssporn der Dahmannspitze mit dem Brandenburger Haus (im Bild).
Am Oberen Guslarjoch macht man zweckmäßigerweise Rucksackdepot und bindet sich aus. Von Oberen Guslarjoch geht man über den maximal 30 Grad steilen Firnhang zum Gipfel. Bei guten Firnverhältnissen ist der Gipfelanstieg völlig unproblematisch. Mit jedem Schritt weitet sich der Blick, der vom Gipfel nahezu umfassend ist. Außer den umgebenden Ötztaler Alpen sind unter anderem auch die Ortler und Berninagruppe in der Ferne deutlich zu erkennen. Auf dem Bild sind Heike und Bernhard kurz vor dem Gipfel, im Hintergrund Gepatsch- und Kesselwandferner, die durch den scharfen Grat der Oberen Kesselwände getrennt werden. Die erste Spitze rechts vom Brandenburger Haus ist die Dahmannspitze. Der Abstieg zum Oberen Guslarjoch erfolgt auf dem Anstiegsweg.
Fluchkogel Ostflanke [Zum Vergrößern anklicken]Vom Oberen Guslarjoch steigt man über den Guslarferner und den Steig über die nördliche Randmoräne hinunter zur Vernagthütte (2766 m, DAVS Würzburg). Den Guslarferner darf man auf keinem Fall unangeseilt begehen, es gibt einen gähnenden Bergschrund und große Spalten! Die Ostflanke des Fluchtkogels über dem Guslarferner bietet mit ihren schroffen Felsen ein gänzlich anderes Bild als die zahme Firnflanke der Südwestflanke. Im Bild sieht man links vom Fluchtkogel den Einschnitt des Oberen Guslarjoches. Von der Vernagthütte geht es über den bezeichneten Steig hinab nach Vent. Zunächst hinunter zum Vernagtbach, an dem man nahezu eben bis zum Plattei entlangläuft. Von dort geht es recht steil durch die Hänge des Rofentals hinab nach Rofen und Vent.
Gesamtgehzeiten:
1. Tag: Vent - Hochjochhospiz - Brandenburger Haus: 1380 Hm, 6 Stunden
2. Tag: Brandenburger Haus - Oberes Guslarjoch (1 h) - Vernagthütte (1,25 h) - Vent (2,5 h)
Besteigung Fluchtkogel vom Oberen Guslarjoch zusätzlich: 40 Minuten
Insgesamt 270 Hm Auf- und 1630 Hm Abstieg

Karte: Alpenvereinskarte Ötztaler Alpen/Weißkugel 30/2
Freytag und Bernd: Wanderkarte 251
Führer: Klier, Alpenvereinsführer Ötztaler Alpen