Genußklettereien (IV - V)

am Plankenstein (1763 m)

Überblick

Blick vom Risserkogel auf die Südwand des Plankenstein [Zum Vergrößern anklicken]Der Plankenstein ist für mich der schönste der Voralpenkletterberge. Auf dem Bild - aufgenommen vom Risserkogel - erkennt man die Südseite des Plankensteins, von der Nadel ganz links bis zu den Ostgrattürmen ganz rechts. Dahinter der Wallberg und ganz links ist ein Zipfel des Tegernsees zu erkennen.
Der Anblick der kühnen Felsklippen des Hauptmassivs, der Nadel und der vorgelagerten Ostgrattürme des Plankensteins von Osten über dem Riederecksee sucht in den Voralpen wohl seinesgleichen. Wenn man dieses Panaroma zum ersten Mal zu Gesicht bekommt, sind die Mühen des Zustiegs fast beendet. Zusammen mit Kletterei und Abstieg ins Tal kommt so fast eine Tagestour zusammen. Wegen des längeren Zustiegs und der nicht ganz so perfekten Absicherung wie an den Südwandrouten der Kampenwand, ist es am Plankenstein ruhiger, der Gesamteindruck alpiner. Die Routen sind leider kürzer (nur 1-2 SL, Ausnahme der Direkte Ostgrat).
PlankensteinnadelWenn man zügig klettert, kann man noch eine zweite Kletterroute dranhängen, oder an einem der Südwand vorgelagerten Felsen (ca. 12 m, kleiner Überhang, von links ist der Felskopf einfach zu erreichen. Auf dem Felskopf Haken, Seil durchziehen und zum Fuß abseilen, V-VI) topropen. Oder einfach den Kletterern an der Westkante der Nadel (VI+) zusehen (Foto).
Anfahrt:
Auf der Straße von Rottach/Egern am Tegernsee (mautpflichtig) bis zum großen Parkplatz an der Kistenwinterstube/Hufnagelstube noch vor dem Suttengebiet (Moni-Alm, ca. 7 km von Rottach/Egern). Ca. 1 Stunde von München (bei schönen Wetter ist jedoch meistens Stau nördlich von Gmund, der sich nur durch frühes Aufbrechen vermeiden läßt.).
Anfahrt mit der Bahn nach Tegernsee und von dort mit dem Bus zur Haltestelle Kistenwinterstube / Hufnagelstube (Rottachtal).

Anstieg:
Plankenstein vom Riederecksattel [Zum Vergrößern anklicken]Von Osten führt ein schöner Weg zum Riederecksattel und weiter zum Plankensteinsattel unterhalb der Plankensteinnadel. Ausgangspunkt ist der Bushalt Kistenwinterstube / Hufnagelstube an der Mautstraße von Rottach zur Valepp (ebenfalls großer Parkplatz). Man geht die Forststraße hoch, bis links eine Abzweigung kommt (ausgeschildert). Weiter über einen Forstweg bis zur Siebli-Alm - dort oft frische Milch und andere Getränke zur Selbstbedienung. Weiter Richtung Süden den steiler werdenden Weg hinauf zum Riederecksattel (1500 m). Der Weg ist praktisch immer etwas matschig, also nicht unbedingt nach ergiebigen Regenfällen zu empfehlen. Kurz bevor man den Riederecksattel erreicht hat, kommt der Plankenstein langsam in den Blick. Schritt für Schritt wird die Aussicht besser.
Plankenstein und Risserkogel vom Riederecksattel [Zum Vergrößern anklicken]Der Riederecksattel bietet eine der schönsten Aussichten in den Bayerischen Voralpen: Die kühnen Zacken des Plankensteins neben dem behäbigen Risserkogel, tief unten der kleine Riederecksee (Bild). Im Vordergrund das Marterl als Erinnerung an ein Lawinenunglück, bei dem 1951 Mitglieder und Freunde der Familie Hettlage zu Tode kamen. Vom Riederecksattel quert man fast ohne Höhenunterschied in der Schneeböden genannten Mulde nach Westen bis man den Plankensteinsattel unterhalb der Plankensteinnadel erreicht hat. Von dort folgt man rechts dem Weg, der am Fuß des Plankensteins östlich bis zum Einstieg der Vorgipfel Südwand und des Direkten Ostgrats führt. Zur Westwand, links nach Westen Richtung Bergwachthütte steigen.

Abstieg ins Tal:
Entweder wie Aufstieg oder vom Plankensteinsattel nach Westen und über Röthensteinalm. Auf dem Bild, das von Westen aufgenommen wurde, verläuft der Weg ganz grob vom Plankensteinsattel in Bildmitte in Richtung linke untere Bildecke. Bis dort ca. 30 Minuten. Danach Forststraße, auch bei Dunkelheit einfach begehbar. Bei einer Einmündung nach Westen (links) wenden (Rottach-Egern oder Enterrottach ausgeschildert), rechts (Osten) geht es zur Blankenstein-Alm. Die Straße macht bald einen großen Bogen und wendet sich dann nach Osten zurück zum Ausgangspunkt. Bis zur Röthensteinalm kann man Auf- und Abstieg auch mit Mountain- oder Trekkingrad machen.

Führer
M. u. E. Zebhauser: Bayerische Voralpen Ost, AV-Führer, Rother
Eysell/Kolling/Ringmann: Topo-Führer Bayerische Voralpen, Odyssee-Alpinverlag, 1991
Höfler, Horst: Klettern in den Nördlichen Kalkalpen

Karte
Topographische Karte 1:50 000 Mangfallgebirge (Bay. Landesvermessungsamt)
 

Direkter Ostgrat (IV, E1)

Begehungszeitpunkte: Juli 1994, 26.10.1996, 3.6.1999
Südwandrouten am PlankensteinZum direkten Ostgrat des Plankensteins (im Bild die blaue Linie, die von rechts zum Gipfel führt) habe ich eine ganz besondere Beziehung. Es war meine erste richtige Klettertour mit Seil und Drumherum (nachdem ich schon einige Erfahrung am Fels durch Dolomitenklettersteige hatte). Eine Freundin führte die Tour und zeigt mir die nötigen Handgriffe der Seilsicherung. Zwei Jahren habe ich die Tour wieder, diesmal als Seilerster mit einem Kletterneuling wiederholt.

Charakter:
Schöne voralpine Tour. Alle Standplätze bequem, insgesamt nicht sehr ausgesetzt (wie z.B. die Südwandrouten an der Kampenwand oder den Ruchenköpfen). Absicherung nicht übertrieben, aber ausreichend, insbesondere an den beiden Schlüsselstellen. Zusätzliche Absicherung mit Bandschlingen und Klemmkeilen gut möglich (Rocks ca. 4-10). Da der Routenverlauf oft die Richtung wechselt, ist zur Vermeidung von zu hoher Seilreibung oft nötig, einen Stand zu machen.
Dadurch wirkt die Route etwas alpiner als die klettergartenmäßig durchgehend mit Ringbohrhaken eingerichteten Südwandrouten an der Kampenwand und den Ruchenköpfen im IV. Grad. Sie ist ideal für Anfänger. Kurze und abwechslungsreiche Kletterstellen im III-IV. Grad wechseln mit einfacherem Gelände.

Die Bewertung mit III und IV ist korrekt. Die beiden Schlüsselstellen (Kamin und Wand) eventuell auch IV+ (so Höfler). Die Bewertung mit V ist auf jeden Fall zu hoch gegriffen (so aber noch Zimmermann Bayerische Voralpen Ost, 2. A., 1980). Aber die Schwierigkeiten sind immer kurz und gut abgesichert. Bald steht man wieder fest auf beiden Füßen. M.E. deutlich einfacher als Dülfer-Riß an den Ruchenköpfen (IV+) und auch längst nicht so ausgesetzt. Im Nachstieg gute Anfängertour.

Einstieg:
An der Scharte zwischen dem Hauptmassiv und den Ostgrattürmen befindet sich der Einstieg. Dort auch Einstieg zum Ostgrat und Südostband.
Von dort sollte man den ersten Standhaken erspähen (ein NH).

Routenverlauf:
1. SL: Diesen erreicht man unschwer leicht links querend und aufsteigend. Sind nur ein paar Meter, aber man sollte dort Stand machen, wegen Seilreibung. Geübte Kletterer können bis dort auch seilfrei gehen.
2. SL: Dann geht es in eine längere, ausgesetzte Querung nach rechts (1 NH, ca. 10 m) zu einem Standhaken (1 NH) am Fuß der Rißverschneidung. Stand. Zusätzliche Absicherung des Stands durch Klemmkeile möglich.
3. SL: Die Rißverschneidung zunächst ca. 10 m hinauf (schön, III, 2 NH), die dann in eine Rinne übergeht (I-II), am Kopf der Rinne ein DAV-BH, noch etwas weiter durch einfaches Gelände kommt ein stabiler Ring-BH. Stand. Ca. 25 m. Damit hat man den Grat erreicht.
(Von hier kann unter Umgehung der folgenden etwas schwierigeren, aber schönen Kletterstellen durch Querung in die Nordwand und über eine Rinne einfach (I-II) der Gipfel erreicht werden.)
4. SL: Man wendet sich auf dem Grat nun nach links (Süden). Der nächste Grataufschwung ist ein leicht überhängender, mit einem Block gesperrter Kamin. Ein NH davor, ein DAV-BH unmittelbar vor der Schlüsselstelle (IV). Diese ist etwas unangenehm, aber machbar. Direkt danach Stand. Keine Standhaken, aber hervorragende Sicherungsmöglichkeit an einem Felskopf.
5. SL: Der letzte Grataufschwung ist ein 7 m hohes kleingriffiges Wandl. 3 NH. Kleine Tritte und Griffe. Kurze aber schöne Kletterei (IV). Nicht ganz senkrecht, mit Feinarbeit unter Ausnutzung kleiner Griffe und Tritte ohne besondere Kraftanstrengung zu bewältigen.
Danach folgt man dem Grat (I-II) bis zum Gipfelkreuz, keine Haken mehr, kann ohne weiteres seilfrei gegangen werden.

Ca. 1 - 1,5 Stunden

Abstieg:
Der Abstieg vom Gipfel geht über den Normalweg. Zunächst den durch unzählige Begehungen abgeschmierten Kamin (II, knapp 10 m) nach Westen hinab. Kein Abseilhaken. Sicherung um einen Block möglich. Man kann auch das Seil um den Block legen und von unten abziehen. Dann über den Vorgipfel auf Steigspuren zum Kopf der Blockrinne des Normalanstiegs. Wir stiegen jedesmal durch die steile grasige Rinne westlich davon ab, was einfacher ist, weiß ich nicht.
 

Westwand (IV+, E0)

Zebhauser Nr. 634
Schöne Riß- und Verschneidungskletterei, mit mehreren NH und BH gut abgesichert. Ca. 45 m. Vom Plankensteinsattel ein paar Meter hinunter zur Bergwachthütte zum Einstieg. Die Route (blaue Linie im Bild) verläuft entlang des markanten Risses (ca. 35 m). Dann rechts von dem vorspringenden Dach in eine Verschneidung, die etwas anstrengend hochgespreizt wird (Schlüsselstelle, mit IV+ eher zu niedrig gewertet), bis man links wieder gute Griffe findet. Dann einfacher zum Ausstieg.
Vom Ausstieg (Ring-BH) mit Doppelseil direkt zum Einstieg abseilen oder mit Einfachseil zweimal abseilen (Nach knapp 25 m ist ein geeigneter BH zum Umsteigen).
Begehungszeitpunkt: Juli 1994, 21.7.1996, 30.8.1998

Vorgipfel-Südwand (V+, E1-)

Zebhauser Nr. 657, Topoführer S. 60
Nicht zu unterschätzende Riß- und Verschneidungskletterei, ca. 55 m, 2 SL. Ordentlich, wenn auch nicht übertrieben mit BH abgesichert (Im Bild oben durch die linke blaue Linie bezeichnet).
Einstieg an der Gedenktafel nur wenige Meter östlich von der Plankensteinnadel. Von dort über Ier Gelände hoch zum eigentlichen Einstieg.
Erste SL zunächst über eine markante Verschneidung (V-, ca. 20 m, mehrere BH) und dann leichter schräg nach links hinauf zum Stand (1 BH, zum Abseilen geeignet). 2. SL vom Stand entweder senkrecht rauf (ziemlich glatt V+) oder einfacher rechts ausweichen (V-) bis zum Grat.
Abstieg:
Entweder über Normalweg wie oben beschrieben. Am Ausstieg ist kein Haken zum Abseilen. Wenn keine anderen Kletterer behindert werden, kann man sich aber folgendermaßen behelfen. Am Ausstieg mit Bandschlingen Stand bauen und einen Kletterer bis zum 1. Stand ablassen und dabei das Seil in die Zwischensicherungen einhängen. Der zweite baut den Stand ab und klettert ab (eine heikle Stelle). Vom Stand mit 50m Doppelseil abseilen bis zum Marterl möglich. Abseilstrecke verläuft weit links der 1. SL. Kletterer, die sich dort befinden, werden nicht behindert.
Begehungszeitpunkte: 30.8.1998, 3.6.1999