Genußklettereien (IV - VI)

an den Ruchenköpfen (1805 m)

Die Topos wurden mit freundlicher Genehmigung aus Eysell/Kolling/Ringmann, Bayerische Voralpen, Topos, 2. Auflage, 1991, erscheint demnächst in neuer Auflage) entnommen:

Überblick

Südwand der RuchenköpfeDie Ruchenköpfe sind von einem dichten Netz von Kletterrouten aller Schwierigkeitsgrade überzogen. Dies gilt vor allem für die Südwand (eigentlich eine Südostwand), in der man von Frühjahr bis Herbst klettern kann. Das Foto zeigt rechts vom Gipfel die Südwand, links den Westgrat (Normalweg II). Im Vordergrund befindet sich in der Gipfelfalllinie der sogenannte Brotzeitstein. Die meisten Routen beginnen am Südwandband, das sich auf etwa halber Höhe durch die Südwand zieht. Das Südwandband erreicht man entweder über den Westgrat (seilfrei) oder z.B. über die untere SL des Dülferrisses (s.u.). Die Routennamen sind angeschrieben, die meisten Routen mit einigen BH gut abgesichert. Die Südwand der Ruchenköpfe kann mit Recht als alpiner Klettergarten bezeichnet werden.
Ruchenköpfe Westwand (Anklicken zum Vergrößern)Auch die imposante, in drei horizontale Zonen gegliederte Westwand der Ruchenköpfe bietet eine Vielzahl von interessanten Kletterrouten der Schwierigkeit V (z.B. Alter Riß) und mehr. Die Absicherung ist weniger perfekt als in der Südwand, der Charakter insgesamt alpiner. Alle im folgenden näher beschriebenen Routen befinden sich in der Südwand.
Ruchenköpfe Westwand (15.2.03) [Zum Vergrößern anklicken]Blick in die Westwand der Ruchenköpfe im Winter (15.2.03). Während der Abfahrt vom Auerspitz zur Großtiefentalalm auf der bekannten Rotwand-Reib'n hat man diese wunderbare Aussicht auf das "Matterhorn" der Schlierseer Berge.
Blick vom Auerspitz auf die Südwand der Ruchenköpfe (15.2.03) [Zum Vergrößern anklicken]Blick vom Auerspitz in die Südwand der Ruchenköpfe im Winter (15.2.02). Bei günstigen Verhältnisse kann man mit Skiern oder Schneeschuhen aufsteigen und in der schneefreien Südwand klettern.

Anreise
Die Ruchenköpfe sind sehr gut mit Bus und Bahn von München aus zu erreichen. Geitau liegt an der Bahnlinie nach Bayrischzell (BOB, Stundentakt, Fahrzeit 1:20). Spitzingsee (Talstation Taubensteinbahn) kann man ebenfalls gut mit Bahn und Bus (Umsteigen in Schliersee) erreichen.

Zustieg
Am schnellsten kommt man zu den Ruchenköpfen, wenn man die Taubensteinbahn am Spitzingsee benutzt. Von der Bergstation (ca. 1600 m) sind kaum noch Höhenmeter zu überwinden. Bis zum Rotwandhaus folgt man dem gut ausgebauten Wanderweg. Danach geht es auf dem etwas schlammigen und rutschigen Pfad über die Kümpfelscharte bis zum Brotzeitstein unterhalb des Westgrates weiter (ca. 1 h). Zu Fuß ist der Aufstieg von Spitzingsee über die Skipiste nicht zu empfehlen. Schöner ist meines Erachtens der Aufstieg von Geitau (780 m) über Mieseben und Soinsee. Allerdings sind fast 1000 Höhenmeter zu überwinden (gut 2 h), bis zum Soinsee (1459 m) auf einer Forststrasse, danach über Wiesen, die nach Regen oft lange schlammig und rutschig bleiben, im Frühjahr und Frühsommer hält sich dort lange der Schnee. Mit dem Radl ist es am günstigsten, den gut ausgebauten Forstweg von der Wurzhütte (am Beginn der Straße zur Valepp, hinter der Schranke) zur Rotwandhütte zu nehmen. Die Steigung ist durchgehend mäßig.
Und wenn es im Herbst mal später wird, kein Problem. Lediglich die ersten 30 Minuten des Abstiegs nach Spitzingsee oder Geitau sollte man besser noch bei Tageslicht gehen. Danach kann man auf den gut ausgebauten Forstwegen kaum seinen Weg verfehlen.
Die meisten Routen beginnen wie gesagt vom sogenannten Südwandband, das sich in etwa halber Höhe durch die Südwand zieht. Das Südwandband erreicht man vom Brotzeitstein über den Westgrat (recht ausgesetzt) oder besser und kürzer über die untere Seillänge des Dülferrisses. Vom seinem Beginn am Westgrat bis zum Dülferriß ist das Südwandband einfach und sicher gangbar (Zugang zu den Routen Neue Südwand, Zwischendrin und Torpedo-Gedächtnisweg), der weitere Übergang zum Einstieg des Münchener Risses und der benachbarten Routen (ca. 40 m) hat kurze, sehr ausgesetzte Stellen und sollte im Zweifel mit Seilsicherung begangen werden (zahlreiche Haken an den Einstiegen der verschiedenen Routen können zur Sicherung benutzt werden).

Abstieg vom Gipfel
Zum Südwandband
Die Routen im linken Teil der Südwand (bis zum Dülferriß) enden in der Nähe des Gipfels. Bitte nicht über die Routen zum Südwandband abseilen, sondern die bezeichnete Abseilpiste über den Westgrat benutzen. Der Umweg ist geringfügig. Der Abseilhaken befindet sich am Ausstieg des Torpedo-Gedächtniswegs. Man seilt aber nicht über diese Route, sondern nach Westen über den versicherten Normalweg einmal 25-27 m ab. Die Abseilerei an dieser Stelle ist etwas unangenehm, da man nicht über eine glatte Wand abseilt. Danach sind noch einige Meter einfach abzusteigen, um wieder zum Anfang des Südwandbands zu gelangen. Über dieses einfach zu den anderen Routen.
Von der Routen im rechten Teil der Südwand (Münchener Riß z.B.) ist es allerdings etwas umständlich über den Westgrat abzuseilen, wenn man im rechten Teil weitere Routen machen will. Unter Rücksichtnahme auf Seilschaften in der Route D'Haushama kann man auch vom Stand des Münchener Risses nach der 1. SL abseilen (s.u.).

Vom Südwandband zum Wandfuß
Will man komplett absteigen, wendet man sich nach rechts (Westen), bis man dort, wo das Südwandband am Westgrat beginnt, einen fetten Abseilhaken findet. Von dort einmal mit Doppelseil (ca. 35 m) oder zweimal mit Einfachseil (je knapp 20 m) bis zum Fuß der Südwand abseilen. Möglich ist auch, mit einem 55 m-Einfachseil einmal abzuseilen und die letzten ca. 3-4 m (I-II) abzuklettern. In wenigen Minuten gelangt man durch die Latschen zurück zum Brotzeitstein.

Führer:
M. u. E. Zebhauser: Bayerische Voralpen Ost, AV-Führer, Rother
Eysell/Kolling/Ringmann: Topo-Führer Bayerische Voralpen, Odyssee-Alpinverlag, 1991
Höfler, Horst: Klettern in den Nördlichen Kalkalpen

Routen im linken Teil der Südwand (bis zum Dülferriß)

Topo Ruchenköpfe Südwand linksDas Topo (auf den Ausschnitt klicken, um das vollständige Topo zu erhalten) wurde mit freundlicher Genehmigung aus Eysell/Kolling/Ringmann, Bayerische Voralpen, Topos, 2. Auflage, 1991, erscheint demnächst in neuer Auflage) entnommen.
Nr. 44 = Torpedo-Gedächtnisweg V+
Nr. 48 = Neue Südwand IV-
Nr. 49 = Zwischendrin V+
Nr. 51 = Dülferriß IV+
 

Dülferriß (IV+, E1-)

Begehungszeitpunkte: 12.10.1996, 19.9.1998, 25.5.1999, 16.10.1999
Einstieg
Der Klassiker in der Südwand. Oft wird - vom Südwandband ausgehend - nur die zweite, zugegebenermaßen schönere Seillänge durchstiegen. Die 1. SL bietet allerdings eine gute Möglichkeit, schnell das Südwandband zu erreichen. Wenn man auch den Teil unterhalb des Südwandbandes durchsteigen will, liegt der Einstieg am Fuß der Südwand in der Fallinie des Gipfelkreuzes. Nicht einfach zu finden. Vom Brotzeitstein einen der Trampelpfade durch das Latschendickicht unterhalb der Südwand nehmen, entweder direkt an den Felsen entlang oder etwas unterhalb. Die Pfade vereinigen sich und bald gelangt man auf einen kleinen Platz, der frei von Latschen ist (auf dem Foto der Südwand erkennbar). Dort ist der Einstieg. Der Einstieg liegt ziemlich genau in der Fallinie des Gipfelkreuzes, das allerdings nicht mehr sichtbar ist, wenn man unmittelbar vor der Wand steht. Am Einstieg befindet sich übrigens ein rostiger alter Ringbohrhaken, den ich aber auch erst beim 3. Mal entdeckt habe. Am einfachsten ist es wohl, sich an dem auffallenden Latschenfleck auf der linken Seite des Südwandbands zu orientieren, das ebenfalls auf dem Bild erkennbar ist. Der Dülferriß verläuft unmittelbar rechts von diesem Latschenfleck.

Routenverlauf
Im Topo Nr. 51

1. SL:
Ca. 10 m durch Schrofen (I-II), bis man den Kamin oder Riß findet, wo die eigentliche Kletterei losgeht. Wenn man den ersten BH gefunden hat, weiß man, daß man richtig ist, denn andere Routen gibt es in diesem unteren Wandteil nicht. Viel mehr Bohrhaken wird man auch nicht finden, nämlich genau einen weiteren. Nette Kletterei im IV. Grad. Ca. 45 m bis zum Südwandband. Dort Stand.

2. SL:
Vom Stand den Riß weiter hoch (Schlüsselstelle, 2 BH), dann leicht nach rechts und senkrecht hoch bis zum Gipfel (2 BH). Knapp 50 m.
Die Bewertung ist eher streng. Da recht abgeschmiert, sollte der Vorsteiger eine V sauber beherrschen. Die Bohrhakenabstände sind für Ruchenkopfverhältnisse recht groß, ein Sturz am Beginn der 2. SL, wo die Schlüsselstelle der Route ist, könnte mit einem sehr unangenehmen Aufprall auf dem Südwandband enden.

Neue Südwand (IV-, E0)

Begehungszeitpunkt: 12.10.1996
Im Topo Nr. 48
Einstieg ein paar Meter links vom 1. Stand des Dülferrisses auf dem Südwandband (Name angeschrieben). 2 SL, kurze Stellen IV (eine etwas unangenehme ziemlich am Anfang), meist III. Gut gesichert. Auch für weniger Geübte zum Vorsteigen geeignet.
Abstieg durch Abseilen über Westgrat s.o.

Zwischendrin (V+, E0)

Begehungszeitpunkt: 25.5.1999
Im Topo Nr. 49
Schöne Wand- und Rißkletterei zwischen Dülferriß und Neuer Südwand.

Torpedo-Gedächtnisweg (V+, E1)

Begehungszeitpunkt: 25.5.1999, 16.10.1999
Im Topo Nr. 44
Interessante Kletterei ganz links an der Südwand. Bis zum ersten Bohrhaken wird die Vorstiegsmoral etwas getestet. Im oberen Teil verschiedene Varianten (bis VII) möglich, da auch Berührung mit anderen Routen. Am schönsten der Quergang der Südplatte (VI-) und anschließender Ausstieg der Neuen Südwand.

Routen im rechten Teil der Südwand (rechts vom Dülferriß)

Im rechten Teil der Südwand gibt es auf engstem Raum 3 schöne Routen im Schwierigkeitsbereich III-V+ (und noch ein paar schwierigere). Die Routen sind kurz, perfekt abgesichert und durch Abseilen kommt man
schnell wieder zurück zum Einstieg. Im Topo-Führer Bayerische Voralpen sind z.T. noch Normalhaken eingezeichnet. Die drei besprochenen Routen sind jedoch inzwischen mit ausreichend Bohrhaken saniert (im Topo von Hand ergänzt)

Topo Ruchenköpfe Südwand rechtsDas Topo (auf den Ausschnitt klicken, um das vollständige Topo zu erhalten) wurde mit freundlicher Genehmigung aus Eysell/Kolling/Ringmann, Bayerische Voralpen, Topos, 2. Auflage, 1991, erscheint demnächst in neuer Auflage) entnommen.
Nr. 57 = D'Haushama V+
Nr. 58 = Münchner Riß III+
Nr. 59 = Die Greifer V+
 

Münchner Riß (III+, E0)

Begehungszeitpunkte: 12.10.1996, 16.10.1999
Im Topo Nr. 58

Einstieg und Verlauf
Der Münchener Riß ist der Klassiker im rechten Teil der Südwand. Den Einstieg erreicht man über das Südwandband, am Ende ein paar Meter ansteigend (II-III, insgesamt ca. 40 m rechts vom Dülferriß). Der Name ist angeschrieben. Die Route ist mit zahlreichen DAV-Ringbohrhaken (ca. 8 auf 30 m) perfekt abgesichert und auch für Anfänger für erste Vorstiegsversuche geeignet, wenn auch etwas abgegriffen. Zunächst geht es praktisch senkrecht hoch (III+), dann quert man nahezu waagerecht nach links. Am Ende der Querung Stand. Die nächste Seillänge bis zum Ausstieg ist einfacher (I-II).

Abstieg
Vom Stand nach der ersten Seillänge kann man leicht zum Einstieg (ca. 25 m) abseilen und zum Südwandband absteigen - soweit keine Kletterer in der Route D'Haushama (s.u.) beeinträchtigt werden. Der Abseilstand erfreut sich besonderer Beliebtheit, da er die schnellste Rückkehr vom Gipfel zum rechten Teil des Südwandbandes ermöglicht. Er wird auch gerne von Kletterern von den benachbarten Routen (s.u.) benutzt, die vom Gipfel die paar Meter I-II seilfrei abklettern (Vorsicht, im Zweifel lieber sichern, am Ausstieg des Münchener Risses ein Ringbohrhaken). Man kann selbstverständlich auch über den Gipfel und Westgrat absteigen, hat dann aber einen recht langen und teilweise zu sichernden Weg zurück zum rechten Wandteil, falls man dort weitere Routen klettern möchte.

Die Greifer (V+, E0)

Begehungstag: 16.10.1999
Im Topo Nr. 59
Eine schöne, perfekt mit Bohrhaken gesicherte Routen rechts vom Münchener Riß. Der Namen ist angeschrieben. Die Route hat eine interessante Schlüsselstelle an der scharf vorspringenden Felsnase, der man sich von links nähert (Haken) und die man schließlich mit guten Griffen hinter der Kante überlistet. Vom Ausstieg kann man zum Stand des Münchener Risses absteigen (I-II) und von dort einmal abseilen.

Haushama (V+, E0)

Begehungstag: 16.10.1999
Im Topo Nr. 57
D´Haushama unmittelbar links vom Münchener Riß bietet gut gesicherte und interessante Plattenkletterei an kleinen Leistchen als Tritten und Griffen. Sieht schwerer aus, als es ist. Nicht kraftvolles Zupacken, sondern ruhiges Ausschauhalten nach den besten Möglichkeiten ist gefragt. Die Route endet nach knapp 25 m am Stand des Münchener Risses, von dem man wieder abseilen kann.