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Erlspitze (2404 m)

Im Gegensatz zu den großen Ketten, deren Gipfel zumeist aus waagrecht geschichteten Kalkbänken besteht, ist die Erlspitzgruppe aus Dolomit aufgebaut. Die meist senkrecht aufgestellten Schichten sind stark erodiert und präsentieren sich heute als eine bizarre Felslandschaft aus Türmchen, die stark an die Dolomiten erinnert. Besonders eindrucksvoll ist Landschaft des Kuhlochs (s.u.), des gewaltigen Geröllkars nördlich unterhalb der Eppzirler Scharte.
Erlspitze von Süden [Zum Vergrößern anklicken]Die Erlspitze ist der Hauptgipfel der gleichnamigen Gruppe und mehreren Wegen recht einfach zu ersteigen. Am einfachsten ist der Weg vom Solsteinhaus (1805 m) über den Südrücken, interessanter und anspruchsvoller ist der Zirler Klettersteig, der von Eppzirler Scharte über den Westgrat auf die Erlspitze führt. Das Bild zeigt die Erlspitze von Süden. In der Gipfelfallinie ist der grasige Südrücken erkennbar, über den der Normalweg von Süden verläuft. Links vom Gipfel sind die Eppzirler Scharte und die Erlscharte erkennbar, von denen steile Schuttrinnen herabziehen. Der Westgrat ist links vom Gipfel im Profil zu erkennen. Die Kombination beider Anstiege ergibt eine lohnende Überschreitung des Erlspitze, die als Rundtour vom Solsteinhaus aus durchgeführt werden kann. Wegen der guten Bahnanbindung kann man die Überschreitung zu einer großzügigen Durchquerung der Erlspitzgruppe von Norden nach Süden ausbauen. Selbstverständlich kann die Tour auch in Gegenrichtung ausgeführt werden, dann muß der Klettersteig allerdings in Abstiegsrichtung begangen werden. Der Genußwanderer kann den Gipfelsturm auslassen. Der Übergang Gießenbach - Hochzirl über die Eppzirler Scharte ist schon für sich eine landschaftlich sehr lohnende Tour, die keinerlei nennenswerte Schwierigkeiten aufweist.
Im Eppzirler Tal [Zum Vergrößern anklicken]Ausgangspunkt ist der Bahnhof Gießenbach. Von dort spaziert man gemütlich in 1,5 Stunden hinauf zur Eppzirler Alm (1459 m). Im späten Herbst, wenn die Alm, die im Sommer Unterkunft und Bewirtung bietet, geschlossen hat, findet man dort völlige Ruhe und Abgeschiedenheit. Über den Lärchen in herbstlichen Farben die in bizarren Türmchen zerfallenden meist senkrecht aufgestellten Felsplatten (Bild).
Solsteine hinter Eppzirler Scharte (Anklicken zum Vergrößern)Von der Eppzirler Alm geht es auf einem guten Steig zum mächtigen Geröllfeld des Kuhlochs. Ein guter Steig und morgendliche Kühle lassen den weiteren Anstieg zur Eppzirler Scharte nicht zur Qual werden (1,5 Stunden von der Eppzirler Alm). An der Eppzirler Scharte wird man durch den prachtvollen Blick nach Süden für die Mühen reichlich entschädigt. Blickfang sind die beiden Solsteine, die westlichen Eckpfeiler der Inntalkette.
Am Zirler Klettersteig [Zum Vergrößern anklicken]An der Eppzirler Scharte beginnt der Zirler Klettersteig auf die Erlspitze. Das Bild wurde unterhalb der Erlscharte aufgenommen und vermittelt einen guten Eindruck von der wilden Felsszenerie am Zirler Klettersteig. Im Hintergrund sind der Große und Kleine Solstein (von rechts) zu erkennen. Von der Eppzirler Scharte muß man zunächst auf Steigspuren den Erlturm umgehen und erreicht bald die schuttgefüllte Rinne, durch die man mühsam zur Erlscharte ansteigt. Nun durch Rinnen in recht anregender, aber kurzer Kletterei (naturbelassen II-III) an teilweise brüchigem Fels (Drahtseile) auf den Grat. Über Schrofen und Schutt weiter zum Gipfel (etwa 1:30 von der Eppzirler Scharte). Keine rassige Ferrata, eher ein gesicherter Steig, der geschickt durch die faszinierende Szenerie der zerbröselnden Felsplatten trassiert wurde. Die recht kurzen gesicherten Passagen sollte man jedoch nicht unterschätzen. Selbstsicherung ist für Geübte jedoch nicht erforderlich.
Vom Gipfel kann man die prachtvolle Aussicht nicht nur auf die umgebenden Karwendelgipfel, sondern auch auf die Zentralalpen jenseits des Inntals genießen. Das Wettersteingebirge kann man in seiner gesamten Ausdehnung überblicken.
Der Abstieg über den Südrücken zum Solsteinhaus ist kein Problem. Kurz nach dem Gipfel kommt man an der Schlucht vorbei, in der die eindrucksvolle Gipfelstürmernadel steht. Schon nach einer Stunde erreicht man das Solsteinhaus (1805 m, OeAV Innsbruck) auf dem Erlsattel zwischen der Erlspitzgruppe und der Inntalkette. Wenn man dort nicht Übernachten will, bietet sich der Abstieg zum Bahnhof Hochzirl an. Mit einer Übernachtung im Solsteinhaus läßt sich die Tour zu einer schönen Zweitagestour ausbauen. Für den zweiten Tourentag kommen verschiedene Ziele in Betracht: z.B. der Freiungen Höhenweg oder die Solsteine. Das Solsteinhaus hat auch einen einfachen unverschlossenen Winterraum mit 3 Betten und einem Herd, der außerhalb der Hüttenöffnungszeiten Unterkunft bietet. Wenige Meter nordöstlich bei der Erlalm befindet sich eine Wasserquelle. Die Tour läßt sich bei entsprechendem Wetter sehr gut im späten Oktober durchführen. [21.10.2000]

Gehzeiten:

Die Erlspitzgruppe ist durch die Bahnlinie Garmisch - Mittenwald mit den Bahnhöfen Scharnitz, Gießenbach, Seefeld, Reith und Hochzirl sehr gut erschlossen. Die Fahrzeit beträgt 2 bis 2,5 Stunden (in der Regel umsteigefreie Verbindung von München). Touren in die Erlspitzgruppe lassen sich damit auch als (ausgefüllte) Tagestouren durchführen. In Gießenbach, dem Ausgangspunkt für das Eppzirler Tal, halten leider nicht alle Züge. Der Fußweg nach Scharnitz entlang der Bahnlinie von ca. 2,5 km läßt sich jedoch leicht in 30 Minuten bewältigen.