Hochtouren in den Ötztaler Alpen: Tourengebiet Martin-Busch-Hütte
Die Besteigung des Similauns im Ötztaler Hauptkamm auf der Grenze
zwischen Nord- und Südtirol ist eine der schönsten einfachen
Hochtouren in den Ötztaler Alpen. Bei guten Verhältnissen ist
die Besteigung problemlos, entsprechende Ausrüstung und Erfahrung
im Begehen von Gletschern und Firnfeldern vorausgesetzt.
Als Stützpunkt können gleich zwei Hütten dienen. Als
weit vorgeschobener Stützpunkt empfiehlt sich die Similaunhütte
(3019 m), nach der Brandenburger Hütte
die zweithöchste Hütte in den Ötztaler Alpen. Die Similaunhütte
hat von Norden und Süden einen gletscherfreien Zugang.
Von
Vent
(1896 m) geht es zunächst auf dem guten Weg durch das Niedertal zur
Martin-Busch-Hütte.
Schon bald erkennt man in der Ferne den Similaun als gleißenden Firngipfel
über dem grünen Tal (Bild: Aufnahmestandort unterhalb der Martin-Busch-Hütte).
Die
Hütte kommt dagegen erst ins Blickfeld, wenn man nur noch wenige Minuten
entfernt ist. Die Martin-Busch-Hütte
(2501 m) ist ein stattliche Schutzhaus der DAV Sektion Berlin. Hüttengipfel
ist die Kreuzspitze
(3457 m) im Kreuzkamm, einer der höchsten Gipfel der Ötztaler
Alpen, der ohne Gletscherberührung bestiegen werden kann. Die Hochwilde
(3482 m) im Hauptkamm ist von Süden auch ohne Gletscherberührung
zu erreichen. Das Bild zeigt die Martin-Busch-Hütte
mit der Mutmalspitze (3528 m) im Hintergrund.
Von
der Martin-Busch-Hütte
geht es zunächst bequem mit geringer Steigung im Talgrund, dann auf
einer Seitenmoräne des Niederjochferners weiter zur Similaunhütte.
Rechts (im Westen) begleitet uns der kaum vergletscherte Kreuzkamm mit
Kreuzspitze und Saykogel, die beide ohne Gletscherausrüstung bestiegen
werden können. Links (im Osten) der Marzellkamm, über den ein
direkter Anstieg zum Similaun führt, für den man allerdings auf
eine Stärkung auf der Similaunhütte
verzichten muß. Die Similaunhütte
steht in aussichtsreicher Lage am Niederjoch im Ötztaler Hauptkamm.
Im Osten ist der gesamte Anstieg zum Similaun zu erkennen. Das Suldener
Dreigestirn Ortler, Zebrú, Königspitze
bildet den Blickfang im Süden. Das Bild zeigt den Blick nach Westen
mit der Fineilspitze (3514 m), ebenfalls ein begehrtes Tourenziel, links
im Hintergrund.
Tisenjoch - Ötzi-Fundstelle
Von
der Similaunhütte
ist es nur ein kurzer Spaziergang zu der Stelle am Tisenjoch, wo deutsche
Hochtouristen 1991 zufällig die Mumie des Similaun-Mannes
aus der Kupferzeit (ca. 4000 vor Christi Geburt) fanden, der später
Ötzi getauft wurde. Besonders lohnend und aussichtsreich ist der Weg
über den Grat von der Hütte zum Tisenjoch, der bezeichnet, markiert
und an einigen Stellen versichert ist. Man kann auch weiter nördlich
über Schneefelder gehen (von der Similaunhütte
zunächst der Wasserleitung durch die Felsen folgen und dann links
auf die Schneefelder). Gletscher werden keine berührt. 70 m südlich
der Fundstelle wurde ein Denkmal errichtet, sonst gibt's an der Fundstelle
nichts zu sehen. Die Fundstelle befindet sich in einer klassischen hochalpinen
Landschaft aus Firn und Urgestein, die in ihrer Erhabenheit einen krassen
Kontrast zum Ötzirummel bildet, der auch vor Vent nicht halt macht.
Der Weg ist aussichtsreich und lohnend, den Similaun hat man fast stets
im Blick (Bild). Die Italiener nennen den Ötzi übrigens den Similaun-Mann.
Similaun (3600 m)
Auf
der Similaunhütte
herrscht nicht die übliche morgendliche Hektik bekannter Hochtourenstützpunkte.
Der Anstieg zum Similaun ist mit ca. 2 Stunden kurz und kann praktisch
zu jeder Tageszeit angegangen werden. Die Gipfelaspiranten verteilen sich
daher ganz gut. Den Gipfelanstieg kann man von der Similaunhütte in
seiner vollen Länge überblicken. Nach einigen Minuten im Moränenschutt
erreicht man schon den recht flachen Niederjochferner, über den man
zum Gipfelhang geht (Spalten). Der Gipfelhang ist auch recht gutmütig
und wird an der Südseite (in Aufstiegsrichtung rechts, nahe der Felsen,
evtl. Ausweichen auf die Felsen möglich) erklommen. Der kurze und
mäßig exponierte Firngrat bis zum Gipfelkreuz auf den Felsen
bildet den Schlußpunkt. Der Routenverlauf ist übersichtlich
und wegen der in der Regel vorhandenen guten Spur bei guten Verhältnissen
unproblematisch. Vollständige Gletscherausrüstung sollte dennoch
selbstverständlich sein. Schon bei leichter Vereisung setzt der Firnhang
voraus, daß man sicher auf Steigeisen gehen kann. Für Leute,
die zum ersten Mal auf Steigeisen stehen, kann er dann durchaus eine ernsthafte
Prüfung darstellen. Sicherung ist dort schwierig möglich. Über
den kurzen Firngrat kann man bei Bedarf schwächere Teilnehmer über
das Gipfelkreuz nachsichern.
Bei
guten Sichtverhältnissen kann man eine umfassende Aussicht genießen.
Sie reicht von den Dolomiten im Osten bis zu den Rhätischen Alpen
(Keschgruppe im Westen). Im Süden dominiert
das mächtige Ortlermassiv mit Königspitze, Zebrú, Ortler
(Bild).
Die
umgebenden Ötztaler Alpen liegen einem zu Füßen. Im Westen
dominiert die mächtige Weißkugel über weiten Firnflächen,
während die Wildspitze im Nordwesten hinter dem Kreuzkamm aus dieser
Perspektive gar nicht so eindrucksvoll ausschaut. Im Osten führt der
Ötztaler Hauptkamm über die Marzellspitzen zur Hinteren
Schwärze (3628 m, im Bild rechts von der Mitte im Hintergrund),
einem nicht zuletzt wegen seiner Nordwand begehrten Gipfel, und weiter
zur Hochwilde. [11./12.8.2000]
Gehzeiten:
-
Vent (1896 m) - Martin-Busch-Hütte
(2501 m): 600 Hm, 2 Stunden
-
Martin-Busch-Hütte
- Similaunhütte
(3019 m): 520 Hm, 2 Stunden
-
Similaunhütte
- Similaun (3600 m): 580 Hm, 2 Stunden
-
Similaun - Similaunhütte:
580 Hm, 1:30 Stunden
-
Similaunhütte
- Vent (1896): 4 Stunden
-
Insgesamt 1700 Hm Auf- und Abstieg
Hintere Schwärze (3628 m)
Die Hintere Schwärze ist ein markanter Gipfel im Hauptkamm östlich
des Similauns (vgl. oben vom Similaun).
Der Name erscheint widersinnig, da sich die Hintere Schwärze von Norden
als fast reiner Firngipfel präsentiert. Die Südseite über
dem Pfossental besteht jedoch aus dunklem Fels. Die Höhe wird teilweise
auch mit 3624 m angegeben (z.B. ÖK des BEV). Bei Steileisgängern
ist die makellose Nordwand begehrt. Für Hochtourengänger bietet
sich der Anstieg von Westen auf den Gipfel an. Ein mäßig steiler
Anstieg über einen streckenweise spaltenreichen Gletscher. Ansonsten
kaum schwieriger als der Similaun, aber landschaftlich großartiger
(insbesondere die Blicke auf die Nordwände des Similauns
und der Hinteren Schwärze) und vor allem einsamer. Bei guten Firnverhältnissen
unproblematisch.
Der
Weg ist bis zum Gletscher gut bezeichnet und markiert (2002: neue weißrote
Markierungen). Von der Martin-Busch-Hütte über den Niederjochbach
(Brücke) und um den nordöstlichen Ausläufer des Marzellkamms
herum. Der alte Weg ist wegen Steinschlaggefahr gesperrt. Der neue Weg
folgt bis ca. 2760 m dem Weg auf den Marzellkamm, quert dann länger
auf dieser Höhe, bevor er auf die flache Zunge des Marzellferners
hinunterführt. Der Ferner wird auf seiner flachen, schuttbedeckten
Zunge auf ca. 2720 m betreten. Man schaut direkt in die mächtige Nordwand
des Similauns, die sich im Juni 2002 leider in einem sehr kümmerlichen
Zustand darbot. Selbst im linken unteren Firnfeld kam schon der Dreck durch.
Im Aufstiegssinne in der Nähe des linken Ufers des Gletschers (also
dort, wo der Gletscher nach Osten umbiegt, innen) wird eine steilere, spaltendurchsetzte
Stufe erstiegen (den großen Bruch Richtung Similaun Nordwand läßt
man rechts liegen). Alternativ kann man bei Blankeis auch über das
Blockgelände links steigen. Mit jedem Schritt wird der Blick auf die
makellose Nordwand der Hinteren Schwärze besser und der weitere Routenverlauf
über die Gletscherrampe zum Gipfel ist voll einsehbar. Das Bild zeigt
die Nordwand der Hinteren Schwärze, dahinter die Rampe, dahinter die
Östliche und Mittlere Marzellspitzen (über der Seilschaft). Auf
dem Bild erscheint der Gipfel schon zum Greifen nah. Es sind aber noch
rund 500 Hm und gut 1,5 Std. bis zum Gipfel. Die Nordwand mißt vom
Bergschrund bis zum Gipfel rund 250 Hm.
Wenn man das obere flache Gletscherbecken erreicht hat (ca. 3100 m),
wendet man sich nach Südosten zum Ansatz der breiten Gletscherrampe,
die von der Nordwand durch einen Felsen- und Firngrat deutlich abgetrennt
ist und dadurch auch den Charakter einer leicht ansteigenden Mulde hat.
Auf dieser steigt man bis ca. 3500 m hinauf. Dort wendet man sich etwas
nach links zu dem schwach ausgeprägten Firngrat direkt über Nordwand.
Über diesen und wenige Meter im Fels direkt zum sichtbaren Gipfelkreuz.
Auf diesem letzten Meter sollte man besser ausseilen. Ein Ausrutscher in
die Nordwand wäre in einer Seilschaft kaum zu bremsen. Bei guten Firnverhältnissen
ist der Grat einfach zu begehen. Vom Gipfel bietet sich eine ähnliche
umfassende Rundumsicht wie vom Similaun.
Verhältnisse (30.6.2002): Auf dem Normalweg von Westen
hervorragende Verhältnisse, guter Firn am Morgen, leicht aufweichend
im Laufe des Tages. Die Firnauflage ist aber nicht sehr dick. Die Spalten
sind schon zu einem guten Teil offen. Für Ende Juni erstaunlich wenig
Schnee. Eine holländische Seilschaft hat die Nordwand begangen. Nach
deren Auskunft gute Verhältnisse (15 cm Firnauflage, Sicherung unten
mit Totem Mann, weiter oben mit Eisschrauben).
Gehzeiten
-
Martin-Busch-Hütte (2501 m) - Hintere Schwärze (3628 m): 1130
m, 4 Std.
-
Hintere Schwärze - Martin-Busch-Hütte: 1130 m, 2,5 Std.
Kreuzspitze (3457 m)
Die
Kreuzspitze ist ein Traumziel für Hochgebirgswanderer. Einer der höchsten
Gipfel der Ötztaler Alpen, der auf einem Wanderweg ohne Eisberührung
erstiegen werden kann und dazu aufgrund seiner hervorragenden Stellung
im Kreuzkamm zwischen Haupt- und Weißkamm eine hervorragende Rundumsicht
auf weite Gletscher bietet. Das Bild zeigt den gesamten Kreuzkamm vom Hauslabkogel
ganz links über Saykogel, Sennkogel, Kreuzkogel bis zur Kreuzspitze.
Von der Martin-Busch-Hütte führt der markierte Weg über
Gras- und Schutthänge zum Südostgrat (im Bild der Schneegrat,
der von rechts nach links zum Gipfel führt) und über leichten
Fels zum Gipfel.
In
der Geländestufe auf ca. 2900 m gibt es schöne kleine Seen, die
zum Verweilen und Genießen der prachtvollen Aussicht, insbesondere
auf die Similaun-Nordwand einladen. Vom Gipfel hat man eine umfassende
Rundumsicht auf die Ötztaler Alpen, insbesondere auf Similaun,
Fineilspitze, den Weißkamm von der Weißkugel bis zur Wildspitze,
Ramolkamm, ...
Verhältnisse (29.6.2002): Noch einige steilere Schneefelder
im oberen Teil (bei weichem Schnee kein Problem).
Gehzeiten
-
Martin-Busch-Hütte (2501 m) - Kreuzspitze (3457 m): 950 m, 2,5 Std.
-
Kreuzspitze - Martin-Busch-Hütte: 950 m, 2 Std.
Weitere Informationen
Karte: Alpenvereinskarte Ötztaler
Alpen/Gurgl 30/1
Freytag und Bernd: Wanderkarte 251
Führer: Klier,
Alpenvereinsführer Ötztaler Alpen
Sepp Schnürer, Ötztaler Alpen, Silvretta, Ferwall
Zeitschriften: Ötztal - Genuß auf Fels und Eis, alpin
6/2000
Ötztaler Alpen, DAV Panorama 1/2001
Internet: Tourenbeschreibung
mit Karte bei Almenrausch.at
Informationen zur Martin-Busch-Hütte
auf den Seiten der DAV Sektion Berlin
zur Similaunhütte
auf den Seiten des Hotel Post,
Vent
zum Gletschermumie
Ötzi auf den Seiten des Südtiroler
Archäologiemuseums, Bozen