Mieminger Kette
Überblick - Coburger
Hütte - Vorderer Tajakopf (Tajakanten-Klettersteig)
- Hinterer Tajakopf - Seebener
Klettersteig - Ehrwalder Sonnenspitze - Hohe Munde
Überblick
Die Mieminger Kette ist ein recht kleines Gebirge zwischen Wetterstein
und Inntal. Es verläuft vom Fernpaß im Westen bis zum Seefelder
Plateau im Osten. Während das Gebiet um Coburger Hütte, Seeben-
und Drachensee im Westen und die Hohe Munde ganz im Osten regen Besuch
erhalten, ist es im wenig erschlossenen Mittelteil sehr ruhig geblieben.
Karte: Alpenvereinskarte 4/2: Wetterstein-
und Mieminger Gebirge, 1:25.000
Die
Westseite der Mieminger Kette ist mit der Außerfernbahn gut zu erreichen,
Bahnhof Ehrwald (Schönes Wochenende
und Bayernticket bis Ehrwald gültig). Die Ostseite (Leutasch) ist
mit dem Bus von Mittenwald weniger gut zu erreichen.
Coburger Hütte (1917 m)
Die
Coburger
Hütte (1917 m - Karte (Tiris) - Wikipedia) ist der einzige bewirtschaftete Stützpunkt in der gesamten
Mieminger Kette. Aussichtsreich über dem Drachensee gelegen und Ausgangspunkt
für zahlreiche lohnende Gipfeltouren (Ehrwalder
Sonnenspitze, Vorderer und Hinterer
Tajakopf) erfreut sie sich großer Beliebtheit. Die verschiedensten
Anstiege, die sich zu abwechslungsreichen und interessanten Rundtouren
kombinieren lassen, machen die Coburger Hütte schon für sich
zu einem lohnenden Tourenziel für eine gemütliche Tagestour.
Das Bild zeigt den Blick über den Drachensee nach Süden. Rechts
oberhalb des Sees die Hütte, darüber der Vordere Drachenkopf
(2301 m), ein einfaches Gipfelziel von der Hütte. Im Hintergrund
der Grünstein (2660 m), ganz links die Grünsteinscharte
(2263 m), der Übergang zur Höllreise.
Die Coburger Hütte erreicht man am bequemsten von Ehrwald (1000
m) über die Ehrwalder Alm (1500 m) und Seebensee. Ein berühmtes
und unzählige Male auf Film gebanntes Motiv ist die Spiegelung des
Zugspitzmassivs im Seebensee (besonders schön im Abendlicht, Bild). Vom Seebensee
über den gut ausgebauten, aber steilen Weg zur Coburger Hütte.
Insgesamt ca. 3 Stunden. Bis zum Seebensee kann man gut mit dem Mountainbike
oder Trekkingrad fahren, bis zur Ehrwalder Alm ist die asphaltierte Straße
recht steil (bis 15 %), danach geht es mehr oder weniger eben, aber zum
Teil auf gröberem Schotter zur Seebenalm. Bis zum Seebensee noch eine
kürzere Steilpassage. Spätestens an der Talstation der Materialseilbahn
der Coburger Hütte muß man das Radl abstellen (und gut abschließen).
Für trittsichere Bergsteiger ist der Hohe Gang eine
Alternative.
Er führt steil und direkt von Ehrwald (Ausgangspunkt etwas
unterhalb der Talstation der Ehrwalder Almbahn) hinauf zum Seebensee,
von dort
geht es wie oben weiter zur Coburger Hütte (2 Stunden bis zur
Hütte).
Schließlich können Klettersteigliebhaber auch über den
Seebener
Klettersteig zur Seebenalm und zum Seebensee aufsteigen (ca. 3 Stunden
bis zur Hütte). Von Biberwier erreicht man die Coburger Hütte
über das steile Geröllkar der Lehne (kurze Versicherungen) zur
Biberwierer Scharte zwischen der Ehrwalder Sonnenspitze
und dem Wamperten Schrofen. Aus diesen 4 Anstiegen lassen sich für
jeden Geschmack abwechslungsreiche Rundtouren zusammenstellen.
Mit
der Außerfernbahn bis Ehrwald
(Schönes Wochenende und Bayernticket bis Ehrwald gültig). Vom
Bahnhof muß man etwa 3 km durch den Ort bis zur Talstation der Ehrwalder
Almbahn laufen (Autofahrer können dort parken).
Vorderer Tajakopf (2452 m), Tajakante
Der
Vordere Tajakopf (2452 m - Karte (Tiris) - Wikipedia)
war früher nur über den recht schottrigen Normalweg
von Süden zu erreichen. 1999 wurde ein neuer anspruchsvoller
Klettersteig
über die Westkante zum Gipfel gebaut. Dieser Klettersteig
gehört
zu den anspruchsvollsten in den Nördlichen Kalkalpen. Ein
praktisch
durchgehendes Stahlseil leitet steil hinauf zum Gipfel. Lediglich
einige
Trittstifte entschärfen die schwierigsten Passagen.
Das Bild zeigt den Vorderen Tajakopf von der Ehrwalder Sonnenspitze,
tief unten der Seebensee. Die Tajakante ist rechts im Bild zu erkennen.
Der Einstieg (Tafel) ist auf 1850 m an der markant vorspringenden Westkante,
die auf den Vorgipfel führt und südlich von einem tiefen, zum
Teil grasigen Graben begrenzt wird. Den Einstieg erreicht man vom Seebensee
auf einem bezeichneten Steig. Wegen der Länge der Tour empfiehlt sich
jedoch eine Übernachtung auf der Coburger
Hütte. Von dieser führt ebenfalls ein Pfad zum Einstieg.
Von der Coburger Hütte steigt man nach Osten hinab zum Drachensee.
Am tiefsten Punkt (Generatorhäuschen am See) steigt man links (Norden)
in einen flachen Graben hinab (keine Bezeichnung). Nach wenigen Minuten
findet man einen zunächst guten Steig, auf dem man praktisch ohne
Höhenverlust zum Einstieg hinüberquert (30 Minuten von der Hütte).
Wenige Meter nach dem Einstieg geht es gleich zur Sache. Der erste
trittarme Steilaufschwung erfordert einiges an Krafteinsatz. Man nutzt
gerne die sparsam gesetzten Trittstifte. Im folgenden wechseln leichte
und schwere Stellen ab. Reine Gehpassagen gibt es kaum. Nach etwa
zwei Dritteln quert man durch eine Mulde zum Gipfelaufbau. Noch einige
anspruchsvoll steile Stellen, bevor es im über den nun flacheren Grat
zum Gipfel geht.
An
den einfacheren Stellen sollte man auch mal innehalten und die großartige
Aussicht genießen. Der Tiefblick auf den Seebensee und die Ehrwalder
Sonnenspitze dahinter ist einmalig (Bild). Im Norden baut sich die
gewaltige Südwestseite des Zugspitzmassivs auf (Bild oben).
Am Gipfel wird der Blick in eine völlig andere Welt frei. Im Osten
das wilde, einsame Brendlkar, im Nordosten die Wetterstein-Südseite.
Vom Gatterl schwingt sich der Wettersteinhauptkamm zum Hochwanner
hinauf. Unter den Wänden das Plateau, durch das der Südsteig
verläuft, und davor die zum grünen Gaistal vorgeschobenen Felsgipfel.
Der Steig ist insgesamt anspruchsvoll und abwechslungsreich. An den
trittarmen senkrechten Passagen sind sparsam, aber ausreichend Trittstifte
gesetzt. Aber auch wenn man diese zur Hilfe nimmt, ist etwas Klettergeschick
erforderlich. Zwei sehr ausgesetzte Querungen an glatten Platten über
dem Abgrund bilden eine zusätzliche Würze. Auch die Länge
sollte man nicht unterschätzen. Bei 600 Höhenmetern kommen
wohl fast 1000 Klettermeter zusammen. Vom Einstieg bis zum Gipfel muß
man mit 2,5 bis 3 Stunden rechnen. Volle Klettersteigausrüstung (Gurt,
Klettersteigset mit Bremse und Helm) ist obligatorisch (Tafel am Einstieg).
Reibungskletterschuhe sind vorteilhaft, wenn man die schwierigen Stellen
ohne Zuhilfenahme der Trittstifte klettern will.
Auch der Abstieg zum Drachensee fordert noch etwas Konzentration (rot
bezeichnet und Steinmandl). Zunächst geht es teilweise an Versicherungen
nach Süden hinab in das Vordere Tajatörl (Scharte) zwischen dem
Vorderen und dem Hinteren Tajakopf. Unter dem Gipfelaufbau des Hinteren
Tajakopf quert man - leicht absteigend - über Geröll zu einem
grünen Rücken. Durch schottrige Rinnen geht es weiter steil hinab
zu den grünen Almböden oberhalb des Drachensees, wo man auf den
bezeichneten Weg Nr. 812 stößt, der hinab zum Drachensee und
zur Coburger Hütte führt (1 Stunde vom Gipfel). Der Abstieg ist
unangenehm schottrig, ein Abfahren ist kaum möglich. [24.6.2001]
Alternativ kann man über einen neuen Verbindungsklettersteig
(2007) zum Hinteren Tajakopf steigen und von diesem absteigen (keine
weiteren Informationen).
Links:
Tourenbeschreibung
bei Bergsteigen.at
Anfahrt:
Mit der Außerfernbahn bis Ehrwald
(Schönes Wochenende und Bayernticket bis Ehrwald gültig).
Hinterer Tajakopf (2409 m)
Der Hintere Tajakopf (2409 m - Karte (Tiris) - Wikipedia) ist deutlich einfacher zu besteigen als der Vordere.
Von der Coburger Hütte nimmt man den bezeichneten Weg Nr. 812
hinab
zum Drachensee und weiter Richtung Grünsteinscharte. Im Kar unter
der Grießspitze wendet man sich nach Nordosten in Richtung auf
das
Hintere Tajatörl. Kurz bevor dieses erreicht wird, zweigt der Weg
zum Hinteren Tajakopf ab. Über den Grat (Stellen I) erreicht man
den
Gipfel (1,5 Stunden von der Coburger Hütte, Bild).
Zum etwas niedrigeren westlichen Vorgipfel mit dem Gipfelkreuz
führt neuer ein kurzer versicherter Klettersteig und von dort ein
neuer Verbindungsklettersteig zum Vorderen Tajakopf (2007, über
Schwierigkeit keine weiteren Informationen)
Mit
der Außerfernbahn bis Ehrwald
(Schönes Wochenende und Bayernticket bis Ehrwald gültig).
Seebener Klettersteig
Der Seebener Klettersteig ist ein kurzer (200 Hm) aber recht sportlicher
Klettersteig durch die Seebener Wände unterhalb des Seebensees. Klettersteigsicherung
ist unbedingt erforderlich. Außerdem sollte man einen Steinschlaghelm
tragen, da extreme Steinschlaggefahr durch Vorausgehende besteht. Ausgangspunkt
ist der Parkplatz Ehrwalder Almbahn (1110 m). Von dort über schöne
Wiesen zum Einstieg rechts neben dem Wasserfall. Der Einstieg ist trittarm
und erfordert etwas Armkraft. Wenn man ihn überwunden hat, bietet
der Rest des Steigs keine Überraschungen mehr. Vom Ausstieg in wenigen
Minuten zur Seebener Alm (bis hier ca. 2 h vom Parkplatz) und eine weitere
Stunde auf dem einfachem, aber sehr schönen Weg am Seebener See vorbei
bis zur Coburger Hütte (1917 m). Vom
Seebener See kann man über den bezeichneten Steig auch direkt zum
Einstieg des Tajakanten-Klettersteigs steigen.
Konditionsstarke machen beide Steige hintereinander an einem Tag.
Links:
Mit
der Außerfernbahn bis Ehrwald
(Schönes Wochenende und Bayernticket bis Ehrwald gültig).
Ehrwalder Sonnenspitze (2412 m)
Die
Ehrwalder Sonnenspitze (2412 m - Karte (Tiris) - Wikipedia) ist eine formschöne Pyramide über dem
Ehrwalder Becken. Schon von der Straße oder der Außerfernbahn fällt der
steile Zahn ins Auge (siehe Bild). Noch eindrucksvoller ist der Blick auf die Sonnenspitze
von den Gipfeln der Ammergauer oder Lechtaler
Alpen gegenüber, z.B. vom Daniel,
von der Tuftlalm, vom Östlichen
Kreuzjoch oder der Loreahütte.
Die Besteigung ist zwar einfacher, als es den
Anschein hat, aber auch nicht zu unterschätzen. Leichte Kletterei
ohne Versicherungen (I-II), spärlichste Markierungen machen die Tour
auf die Sonnenspitze zu einer recht anspruchsvollen Unternehmung. Noch
keine Kletterei, die Kletterausrüstung erfordert, aber auch keine
Wanderung. Für trittsichere und schwindelfreie Bergsteiger, die sich
im II. Grad wohl fühlen, eine lohnende Unternehmung.
Das Bild zeigt den Blick über
das Ehrwalder Becken auf die Sonnenspitze vom Weg, der von Lermoos zur
Tuftlalm hinaufführt.
Üblicherweise
wird die Ehrwalder Sonnenspitze von Süden nach Norden überschritten.
Der Südanstieg beginnt an der Coburger Hütte
(Weg zur Coburger Hütte siehe oben).
Das Bild zeigt die Ehrwalder Sonnenspitze am frühen Morgen von der
Coburger Hütte. Der Südanstieg führt von links hinauf zum
Gipfel. Der Gipfelanstieg auf die Ehrwalder Sonnenspitze von Süden
ist eine leichte Kletterei (I-II), nur spärlich mit komisch geformten
Haken (Zum Einhängen eines durchlaufenden Seiles) und Steinmandl markiert.
Klettersteigset ist wenig hilfreich, da nur an einer Stelle ca. 10 m Stahlseil.
Insgesamt recht exponiert, teilweise steinschlaggefährdet. Der Fels
ist überwiegend fest, die Kletterei recht anregend und andauernd (ca.
300 Hm). Von der Coburger Hütte nimmt man den Weg zur Biberwierer
Scharte und folgt der bezeichneten Abzweigung Sonnenspitze. Auf Spuren
in einem Geröllfeld (links im Bild) hinauf zu den Felsen. Nun
in anregender Kletterei - oft in Rinnen - immer den Haken, Steinmandln
und Begehungsspuren folgend (etwas Orientierungsgespür hilfreich)
zum Südgipfel (Großer Steinmann, kein Kreuz). Eine ausgesetzte
Querung ist mit einem Drahtseil gesichert. 1,5 h von der Coburger Hütte.
Vom
Südgipfel in die Scharte absteigen und recht luftig, aber weniger
schwierig als es aussieht, hinauf auf den Nordgipfel mit Gipfelkreuz (Bild)
und von dort nach Norden und Osten direkt zum Seebensee absteigen. Dieser
Weg ist ebenso sparsam wie der Aufstieg markiert. Im oberen Teil wieder
einige Abseilhaken, später Pfad. Nicht aus der Scharte zwischen den
Gipfeln nach Osten in die Schuttrinne absteigen (so aber der AVF)! Der
Abstieg ist steil und mühsam, im oberen Teil schottrig, später
Weg durch Gras und Latschen. Ca. 2 h bis zur Seebener Alm. Von dort mehrere
Abstiegsmöglichkeiten nach Ehrwald oder zur Ehrwalder Alm.
Vom Gipfel hat man eine vorzügliche Aussicht, insbesondere auf das
westliche Wettersteingebirge. Das Bild zeigt
den westlichen Teil des Hauptkamms: links die Plattumrundung, im rechten
Bilddrittel ist deutlich das Gatterl erkennbar, dahinter der Hohe Kamm,
Kleinwanner und
Hochwanner. Etwa
in der Bildmitte am unteren Rand befindet sich die Ehrwalder Alm.
Wer sich den Südanstieg im Abstieg (sowohl was die Kletterei,
als auch was die im Abstieg wohl schwierigere Orientierung betrifft) zutraut,
kann die Tour auch in umgekehrter Richtung gehen und sich den direkten
steilen langen und mühsamen Abstieg vom Nordgipfel zum Seebensee ersparen.
Anfahrt:
Mit der Außerfernbahn bis Ehrwald
(Schönes Wochenende und Bayernticket bis Ehrwald gültig).