Wettersteingebirge: Südseite
Die Sonnenseite des Wettersteins über der Leutasch und dem Gaistal
ist nicht so überlaufen wie die Nordseite mit ihren Anziehungspunkten
Zug- und Alpspitze. Ein sehr schöner Höhenweg
verläuft entlang der Südflanke auf etwa 2000 m Höhe, auch
einige Gipfelbesteigungen sind möglich.
Hochwanner (2744 m)
Der Hochwanner ist der höchste Gipfel im Wettersteinhauptkamm, der
vom Gatterl bis zur Oberen Wettersteinspitze
über Mittenwald herüberzieht, und bietet eine prächtige
Rundumsicht auf die gesamte Mieminger Kette, Jubiläumsgrat,
Zugspitze,
Karwendel
und weit in die Zentralalpen. Der Aufstieg ist lang, sehr mühsam und
steinschlaggefährdet. Von der Ehrwalder Alm (Übernachtungsmöglichkeit) braucht man ca. 5 h bis zum Gipfel
über Wannigjöchl und Hohen Kamm (dort kurze Stellen sehr ausgesetzt
über sehr steilen Schotterflanken). Besser über Steinernes Hüttl
zum Mitterjöchl, da man damit die mühsame Querung auf den Geröllfeldern
unter dem Kleinen Wanner spart.
Vom Mitterjöchl sehr mühsam,
größtenteils auf Schotter mit kurzer Kletterei durch eine brüchige
Rinne (I) zum Gipfel. Man steigt vom Mitterjöchl auf Steigspuren zunächst
über den begrünten Rücken, der vom Hochwanner herunterzieht (am linken Bildrand), hoch bis zu
den Felsen. Dann weiter hinauf im Geröll oder auf den Felsen links
vom Geröllfeld. Nach kurzer Zeit stößt man auf einen Felsriegel,
der den Zugang zu dem oberen Kar versperrt. Diesen Felsriegel kann man
leicht überwinden, indem man zunächst an seinem Fuß ein
kurzes Stück nach Osten geht, bis man auf einen markanten großen
Steinmann stößt. Dort links die Rinne (brüchig, I) hinauf.
Ausstieg der Rinne (Steinmann) für Abstieg genau merken. Dann weitere
Querung nach Osten (rechts, ca. 2500 m). Von nun an ist der Weg bis zum
Gipfel und das schon sichtbare Gipfelkreuz ziemlich offensichtlich. Durch
das Geröllfeld mühsam in nordöstlicher Richtung auf einen
Rücken zu, dann links Richtung Gipfelkreuz (einige Steinmänner).
Vom Rücken eher nicht direkt Richtung Gipfelkreuz, sondern etwas westlich
(links) ansteigen. Der gesamte Anstieg ist nicht markiert, man findet nur
wenige Steinmänner. Eine genaue Beschreibung mit Bild findet sich
bei Höfler, Große Gipfelziele in den Ostalpen.
Vom einsamen Gipfel (an einem sehr schönen Julitag 3 Besucher, im
Gipfelbuch sind nur sehr wenige Besteigungen dokumentiert) kann man die
Völkerwanderung auf der Alpspitze und ein
paar Kletterer auf dem Jubiläumsgrat beobachten. Das Bild zeigt im
Vordergrund das Gipfelkreuz des Hochwanner und den Blick nach Westen, in
der Bildmitte die ebenmäßige Pyramide der
Ehrwalder
Sonnenspitze. Bei entsprechendem Andrang wäre es auf dem brüchigen
Hochwanner aber wegen des Steinschlags lebensgefährlich.
Südsteig: Ehrwald - Feldernjöchl - Scharnitzjöchl - Leutasch
Sehr schön und reich an wechselnden Landschaftsbildern
ist der Höhenweg von der Ehrwalder Alm bis nach Leutasch. Über
Feldernjöchl, Mitterjöchl, Schönberg, Scharnitzjoch, stets
auf ca. 2000-2100 m mit prächtiger Aussicht auf die Mieminger Kette.
Auf dem Bild am Anfang der Hauptseite kann man
den Verlauf des Südsteigs gut verfolgen. Etwa in Bildmitte am unteren
Rand befindet sich die Ehrwalder Alm. Man folgt dem Weg nach rechts (Osten).
An der ersten Gabelung nimmt man den linken oberen Weg und erreicht über
Wiesen leicht ansteigend bald die Feldernhochalm. Von dort schlängelt
sich der gut sichtbare Steig hoch zum Gatterl und schwingt sich dann auf
zum Feldernjöchl unterhalb des Kleinwanners. Dort verliert sich der
Weg auf dem Bild. Er verläuft weiter in der Mulde zwischen den Südwänden
des Wettersteins und einer Kette von gegen das Gaistal vorgeschobenen kleineren
Erhebungen. Am rechten Bildrand befindet sich unten das bewaldete Gaistal,
welches das Wettersteingebirge von der Mieminger Kette trennt. Der Weg
ist landschaftlich sehr reizvoll. Zahlreiche begrünte Rücken
ziehen hoch an die felsigen Südwände des Wettersteinhauptkammes,
dazwischen sind Kare und darunter Almwiesen eingelagert, dadurch bieten
sich stets wechselnde Blicke.
Im
Osten werden die Wände immer eindrucksvoller, man quert unter den
berühmten Kletterbergen Schüsselkar- und Scharnitzspitze (im
Bild). Zur Rotmoosalm muß man nicht absteigen, es existiert ein Steig
durch das Kar oberhalb, der in der AV-Karte nicht eingezeichnet ist. Es
bestehen mehrere Abstiegsmöglichkeiten ins Gaistal und von dort nach
Leutasch. Mehrere Gipfel am Weg (z.B. Predigtstuhl, Gehrenspitze) können
als mehr oder weniger kurze Abstecher bestiegen werden. Von der Ehrwalder
Alm bis nach Leutasch Puitbach über Puittal ca. 7-8 h.
Anfahrt:
Bahn bis Ehrwald. Übernachtung
auf der Ehrwalder Alm, Abstieg nach Leutasch (wie beschrieben) oder zurück
nach Ehrwald. Als Zweitagestour ideal mit der Ehrwalder
Sonnenspitze zu kombinieren.
Gehrenspitze (2367 m)
Die
Gehrenspitze ist dem Wettersteinhauptkamm über der Leutasch südlich
vorgelagert (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Gipfel in den Tannheimer
Alpen über Reutte). Kein berühmter Gipfel, aber wegen der Aussicht,
insbesondere auf die berühmten Südwände von Schüsselkarspitze
und Scharnitzspitze, ein lohnendes Ziel. Die Gehrenspitze hat zwei völlig
gegensätzliche Seiten. Eine steile Nordwand fällt ins Puittal
ab, während die Südflanke recht zahm ist (schön bei der
unten beschriebenen Rundtour zu sehen).
Der übliche Gipfelanstieg verläuft über den Westgrat
(bzw. größtenteils in dessen Südflanke, guter markierter
Steig). Vom Scharnitzjoch (2048 m), an der Erinnerungshütte des AAVM
(2083 m, nicht bewirtschaftet) vorbei und weiter in westlicher Richtung
zum Gipfel. Zum Scharnitzjoch kommt man entweder von der Wangalm (1753
m, Anstieg von Leutasch-Klamm) oder durch das Puittal (schöner Weg,
im unteren Teil steile Kehren im Wald, nach Verlassen des Walds guter Steig
im Almgelände). Das Bild zeigt die Gehrenspitze vom Scharnitzjoch.
Der Weg verläuft rechts den Grashang hinauf aus dem Bild heraus und
dann nach links zu den Gipfelfelsen und durch verdeckte Südseite zum
Gipfel.
Ein zweiter Anstieg führt von Südosten auf den Gipfel. In
Leutasch-Gasse gegenüber der Einmündung der Straße von
Seefeld den Fahrweg bis zum Ende gehen. Geradeaus bei den Steinstufen beginnt
der Steig. Sehr steil im Wald auf nur schwachen Spuren hinauf bis ca. 1450
m. Dann quert man in die markante Schuttrinne, die die Südflanke durchzieht
und steigt in dieser bis zum Ostgrat (kurze Stellen I, Vorsicht: keine
Steine lostreten). Dann über den Ostgrat bzw. in dessen Südflanke
zum Gipfel. Der Steig ist im unteren Teil kaum erkennbar, man muß
sehr genau auf die Spuren und die wenigen, stark verblichenen Farbmarkierungen
achten. In der Rinne ist der Wegverklauf offensichtlich, oben am Grat ist
die Markierung deutlicher. Der Anstieg ist ziemlich mühsam (3 - 3,5
Std.).
Rundtour: Anstieg über den Ostgrat, Abstieg über den Westgrat
bis zum Scharnitzjoch und durch das Puittal nach Leutasch (schöne
Umrundung der Gehrenspitze). In wenigen Minuten auf einem Steig abseits
der Straße zurück zum Ausgangspunkt in Leutasch-Gasse.
Alle erwähnten Steige sind auf der AV-Karte 4/3 gekennzeichnet.
[3.8.2002]
Anfahrt:
Bahn bis Mittenwald, weiter mit Bus
nach Leutasch-Gasse. Die Busverbindung
von Mittenwald nach Leutasch ist nicht besonders gut. Alternativ mit vom
Fahrrad
von Scharnitz über die bequeme
und wenig steile Fahrstraße "Durch den Boden" nach Leutasch-Gasse
(ca. 0:45 Std.), oder von Mittenwald über die Fahrstraße und
später auf Fahrradweg entlang der Leutascher Ache nach Leutasch.
Ehrwalder Sonnenspitze (2412 m) und Seebener
Klettersteig
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