Suntiger Spitze (2321 m) und Reps (2159 m)
Die Suntiger Spitze (Karte) ist kein renommierter Karwendelgipfel, aber
aufgrund
ihrer Stellung ein vorzüglicher Aussichtspunkt. Sie ist eine wenig
prominente Erhebung im Roßlochkamm, einer Verzweigung des
Hauptkammes,
die das sogenannte Roßloch umschließt. Im Bild ist die
Suntiger Spitze der rundliche Kopf links im Bild. Nur aufgrund der
perspektivischen Verzerrung erscheint sie als höchster Gipfel des
Kammes. In Wahrheit steigt der südliche Roßlochkamm langsam
Richtung Osten an. Vorne zwischen den Bäumen das Hallerangerhaus, der wichtige Stützpunkt unter der Nordwand der
Speckkarspitze.
Vom Hallerangerhaus
ist die Suntiger Spitze auf einem bequemen Weg in einer guten Stunde zu
erreichen. Vom
Hallerangerhaus nimmt man zunächst die Forststraße Richtung
Halleranger Alm. Dort (Schild) beginnt der markierte Steig, der zunächst
mäßig ansteigend weit nach Westen ausholt, bis das Melzer-Denkmal
(Melzer ist 1901 an der Praxmarerkarspitze nach einem Wettersturz mit seinem
Gefährten umgekommen) erreicht ist. Schon während des Aufstiegs
kann man weite Ausblicke bis in das Wettersteingebirge
genießen. Auf dem Bild, das etwas oberhalb des Melzer-Denkmals aufgenommen
wurde, erkennt man links die westliche Gleiersch-Halltal-Kette von der
Praxmarerkarspitze bis zum Hohen Gleiersch
und im Hintergrund das Wettersteingebirge.
Danach
wendet sich der Steig auf freien Grashängen nach Osten und erreicht
bald den Grat. Plötzlich steht man vor der steilen Südflanke
der mächtigen Sonnenspitze (Bild). Einige kleine Gratköpfe werden
überschritten (kurze ausgesetzte Stellen) und über einen etwas
steileren letzten Aufschwung erreicht man das schon lange sichtbare Gipfelkreuz.
Vom Gipfel kann man sich an einer einzigartigen Karwendelschau sattsehen.
Die mächtigen, steilen und düsteren Nordwände der Gleiersch-Halltal-Kette
kann man von West nach Ost komplett überblicken: Hoher
Gleiersch, Praxmarerkarspitze, Großer und Kleiner Lafatscher (im Bild die berühmte Verschneidung des Kleinen Lafatscher),
Speckkarspitze
und die beiden Bettelwürfe. Direkt vis-à-vis
das Lafatscher Joch flankiert von Speckkarspitze
und Kleinem Lafatscher mit ihrem mächtigen Plattenwänden. Durch
den tiefen Einschnitt des Lafatscher Jochs lugen die glitzernden Firngipfel
der Stubaier in die Kalkarena: der mächtige
Stock des Habicht und das elegante Zuckerhütl
(3505 m) über dem weiten Firn des Sulzenauferners.
Nach Norden bieten sich fantastische Einblicke in die brüchigen Südflanken
der Karwendel-Hauptkette. Weit im Westen die kleine ebenmäßige
Gipfelpyramide der Großen Seekarspitze.
Von der Suntiger Spitze
hat man auch einen perfekten Überblick auf die nördliche und östliche
Umrahmung des Roßlochs. Direkt nördlich die
mächtige, der Hauptkette etwas nach Süden vorgeschobene Sonnenspitze
(siehe Bild oben). Im Bild von links: der östliche Ladizturm, die Laliderer Spitze, die Laliderer Wand, die Dreizinkenspitze, die breite Grubenkarspitze
und die Roßlochspitze, die einen markanten Grat nach Westen
entsendet. Tief unten das Roßloch. Der östliche Teil der
Hauptkette ist durch den Roßlochkamm verdeckt.
Im Westen zwischen den beiden mächtigen Karwendelketten liegt in
einiger
Entfernung der gesamte Wetterstein vor uns.
Bei klarer Sicht kann man auch dort die markanten Gipfel ausmachen, wenn
man sich an die etwas ungewohnte Perspektive gewöhnt hat. Die Zugspitze
erscheint alles überragend ziemlich in der Mitte.
Auf dem Abstieg kann man dem Reps (2159 m) - einem weit
nach Westen vorgeschobenen Kopf des Roßlochkammes - einen Besuch
abstatten. Man geht auf Steigspuren mit schwachen roten Markierungen
stets
auf der Kammhöhe, einige Köpfe übersteigend zu dem
Gipfel,
dessen höchster Punkt durch einen mächtigen Steinmann
gekennzeichnet
ist. Der Weg führt teilweise unmittelbar an den Nordabstürzen
des Kammes entlang und bietet entsprechend interessante Einblicke, ist
aber auch etwas ausgesetzt. Ca. 20 Minuten von der Stelle, wo im
Anstieg
der Grat erreicht wird. Die Aussicht vom Reps ist ähnlich
großartig
wie von der Suntiger Spitze.
[Verhältnisse: 1.11.1999: ein perfekter Spätherbsttag, der
Anstieg ist schneefrei, siehe 2. und 3. Bild ; 30.5.2004: einige kleine
Schneefelder ab etwa 2200 m in geschützten Rinnen, deren Querung
insbesondere früh am Morgen Vorsicht verlangt - Bild 1, 4 und 5]
Als
Tagestour von Scharnitz, am besten
mit dem Fahrrad ins Hinterautal bis zum Hallerangerhaus (einfach bis zum
Kasten, dann steiler mit Schiebepassagen). Bei Übernachtung im Hallerangerhaus (z.B. um
die Speckkarspitze zu besteigen) ideal
für einen kurzen Gipfelausflug am Tag des Hüttenauf- oder abstiegs.
Vomper Loch
Durch das Vomper Loch (Karte) zwischen der Vomper Kette (östlicher Teil der Hauptkette) und
der Halltalkette führt eine großartige, aber sehr lange
Talwanderung zum Überschalljoch
(1921 m) und Hallerangerhaus. Teilweise
versichert, teilweise ausgesetzt, lang und anstrengend. Das
Überschalljoch trennt das Hinterautal vom Vomper Loch und
verbindet gleichzeitig den Roßlochkamm mit der Halltalkette. Im
Bild die sogenannte Au, im Hintergrund die Hochkanzel, der
südwestliche Eckpfeiler des Roßlochkammes.
Von Bahnhalt Pill-Vomperbach im Inntal (550 m) durch den kleinen Ort
Vomperbach an der Einmündung des Vomper Bach in den Inn
(Einkaufsmöglichkeit) und
hinauf zur Karwendelrast (860m, 1 Std.). Schon kurz nach dem Betonwerk
am Ortsausgang von Vomperbach betritt man die Schlucht des Vomperbaches
und eine
völlig andere Welt. Bis zur Karwendelrast bei Vomperberg kann man
auch mit dem Auto fahren. Weiter ohne großen Höhengewinn
immer entlang der sonnigen Südhänge in Richtung Westen auf
dem schmalen, aber meist guten Steig (vorbei an der Stubach-Quelle).
Dann
nordwärts in das Zwerchloch (teilweise auch Zwergloch genannt,
richtig ist Zwerchloch wie Zwerchfall, das Zwerch- bedeutet quer), den
Bach überqueren und auf der Westseite über die sogenannte
Katzenleiter wieder hinauf (Holzleiter, Drahtseile, 2004 im schlechten Zustand).
Weiter nach Westen auf Steig, dann auf einer Brücke über den
Ödkarbach (ein Zufluß zum Vomperbach). Steil im Wald hoch
und sofort unter der Triefenden Wand wieder steil runter (hier ist der
Weg z.T. unter Laub und daher schwer zu erkennen, man sollte gut auf
die vereinzelten
blassen Markierungen an den Bäumen achten). Jetzt erreicht man die
Au, die
mit Schutt übersähte flache Sohle des Tales mit dem Jagdhaus
in der Au (1077 m, ca. 4 Stunden von der Karwendelrast). Der Vomper
Bach ist teilweise unsichtbar, da er unter dem Schutt fließt (wie
im Roßloch). Großartige Ausblicke auf den Talschluß.
Weiter auf dem
Steig über Lochhüttl (1278 m), dahinter kurz steiler im Wald
hinauf, dann gemächlich aber andauernd die letzten rund 600 Hm
hinauf zum Überschalljoch (1912 m, 2
Std. vom Jagdhaus). Dann in 20 Minuten gemütlich hinab zum Hallerangerhaus.
Zwischen dem Ausgangspunkt und dem Übeschalljoch liegen ca. 1450
Hm
Höhenunterschied, hinzu kommen ca. 300 m Gegensteigungen,
insgssamt 1750 Hm, und 7-8 Stunden von Pill-Vomperbach. Startet man an der
Karwendelrast spart man rund 400 Hm und 1 Stunde Gehzeit. [29.5.2004 -
Schneefrei bis kurz vor dem Überschalljoch, der Steig im
Vomperloch verläuft bis zur Au in den Südhängen.]
Vom
Bahnhalt Pill-Vomperbach in ca. 1 Std. zur Karwendelrast (dorthin auch
mit dem Auto). Am besten Übernachtung auf dem Hallerangerhaus oder
der Halleranger Alm. Der Abstieg nach Scharnitz
(Bahnhof) durch das Hinterautal
nimmt ca. 3,5 Stunden in Anspruch, der Abstieg über das Lafatscher
Joch nach Hall oder Innsbruck mindestens ebenso lang. Zwar ist es etwas
frustierend, vom Kasten das flache Hinterautal in ca. 2,5 Stunden
hinauszuhatschen, wenn man ständig von Mountainbikern
überholt wird. Andererseits hat man eine der schönsten
Ost-West-Durchquerungen des Karwendels. Der Isarursprung im Hinterautal
wurde leider in 2003 durch einen Grabstein und eine Einzäunung
verunziert.