Kaisergebirge
Zwei Wege auf den höchsten Gipfel: die Ellmauer Halt
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Tor und Jubiläumssteig |
Hintere
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| Ellmauer Halt | Kaiserschützensteig
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Ellmauer Halt (2344 m) über Gamsängersteig
Die
Ellmauer
Halt (links im Bild von Süden) ist mit 2344 m der höchste Gipfel des Wilden
Kaisers. Sie ist von Süden über den Gamsängersteig (mittelschwerer Klettersteig,
teilweise ausgesetzt, schöne Kletterei an überwiegend festem
Fels, nicht übersichert) in gut 2 Stunden von der Gruttenhütte
zu erreichen. Der Steig wird sehr häufig begangen und ist recht steilschlaggefährdet, ein Steinschlaghelm ist Pflicht!
Von
der Gruttenhütte (1,5 Stunden von der Wochenbrunner Alm, 1087 m,
Mautstraße) führt der Weg zunächst
durch das Hochgrubachkar bis unter die steilen Südwände der
Türme
des Kopftörlgrates. Auf den Gamsängern (schmalen
Bändern) quert man recht ausgesetzt
nach Westen bis zur Jägerwand, die durch Trittstifte und Drahtseil
gesichert ist. Weiter geht es über den teilweise versicherten
Südwestgrat zur sogenannten Achselrinne. Dort gibt es zwei
Varianten. Entweder durch den düsteren Kamin (Leiter) oder rechts
hinaus und recht luftig, aber gut versichert über eine durch den
Riß durchzogenen Platte (Bild rechts, Schlüsselstelle)
hinauf. Man erreicht das breite Schuttband der "Maximilianstraße"
und vorbei am Babensteiner Hüttchen erreicht man bald den Gipfel.
Vom
Gipfel der Ellmauer Halt hat man nicht nur einen phantastischen Blick auf
das gesamte Kaisergebirge (Bild: Blick auf den Ostkaiser mit der Ackerlspitze
(2329 m), dem zweithöchsten Gipfel des Wilden Kaisers, im Bild die
höchste Erhebung in der rechten Bildhälfte), sondern auch bis
weit nach Süden auf die Firngipfel der hohen Tauern. Die gesamte Kette
des Zahmen Kaisers und die Chiemgauer Alpen liegen
uns im Norden zu Füßen.
Nicht
weniger interessant sind die Nahblicke, zum Beispiel in die Westwand des
Totenkirchls. Das Totenkirchl ist einer der berühmten Kletterberges
des Kaisergebirges. Auch die einfachsten Zustiege durch die Nordflanke
vom Stripsenjoch erreichen mindesten den III. Grad. Für den reinen
Wanderer bleibt das Totenkirchl unerreichbar. Die Westwandanstiege sind
noch schwieriger.
Die Ellmauer Halt kann auch auf anderen Weg erreicht werden. Der Kaiserschützensteig
von Norden erlaubt die vollständige Überschreitung des Haltstockes
(Kleine Halt, Gamshalt, Ellmauer Halt) und ist deutlich schwieriger als
der Anstieg über den Gamsängersteig. Die Kombination beider Anstiege
ist eine der großartigsten Überschreitungen im Kaisergebirge.
Von Osten führt der Kopftörlgrat über zahlreiche Grattürme
auf den Gipfel der Ellmauer Halt. Eine der berühmtesten der einfacheren
Kletterführen (III) im Wilden Kaiser. [5.10.1997, 19.9.2004]
Mit der Bahn nach Kufstein und weiter mit dem Bus nach Ellmau.
Keine Busverbindung zur Wochenbrunner Alm. Was bei der Anfahrt mit dem
Auto bis zur Wochenbrunner Alm eine bequeme Tagestour ist, ist mit
öffentlichen Verkehrsmittel kaum möglich.
Über den Kaiserschützensteig
zur Ellmauer Halt (2344 m)
Überschreitung des gesamten Haltstocks:
Kleine Halt (2115 m), Gamshalt (2292 m), Ellmauer Halt (2344 m)
Der
Kaiserschützensteig führt in interessanter Wegführung durch
die Westflanke des Haltstockes zur Ellmauer Halt und ermöglicht dabei,
durch kurze Abstecher die Kleine und die Gamshalt mitzunehmen. Im Bild
von links: Kleine Halt, Gamshalt, Ellmauer Halt. Zwischen Gams- und Ellmauer
Halt die grasige Mulde gut erkennbar, durch die der Steig führt. Um
es kurz zu sagen: Der Kaiserschützensteig ist vor allem lang und anstrengend!
Wegen der beiden schönen, aber ungünstig tief gelegenen Stützpunkte
(Anton-Karg-Haus
der OeAVS
Kufstein, Hinterbärenbad, 829 m, oder Hans-Berger-Haus
der Naturfreunde, 924 m, AV-Ausweise
anerkannt, beide 2-2,5 Stunden von Kufstein, beide empfehlenswert) kommt
schon einiges an Zu- und Abstieg zusammen. Die technischen Anforderungen
sind eher gering. Größtenteils Gehgelände oder einfache
Kletterei im steilen Schrofengelände. An den schwierigeren Stellen
Drahtseilversicherungen. Selbstsicherung mit Klettersteigset je nach Erfahrung
erforderlich. Die 3 schwierigsten Stellen - am Übergang von der Haltplatte
zur Grünen Rinne und am Übergang von der Grünen Rinne zur
Westflanke der Gamshalt - sind kurz, aber z.T. griff- und trittarm (naturbelassem
wohl etwa III) oder sehr ausgesetzt. Also im Zweifel den Klettersteigset
lieber in den Rucksack, auch wenn man nur sehr sparsam einhängt. Viele
gehen allerdings ohne Selbstsicherung. Im übrigen sind die Seile schon
zum Festhalten überflüssig. Einen Steinschlaghelm sollte man
allerdings insbesondere in der Grünen Rinne und beim Abstieg über
den Gamsängersteig tragen. Nur bei sicherem Wetter einsteigen, da
keine Ausstiegsmöglichkeit besteht. Spätestens ab der Gamshalt
ist es bei Wetterumschwung günstiger nach Süden zur Gruttenhütte
abzusteigen, als über den Kaiserschützensteig zurückzukehren.
Unterhalb des Gipfels der Ellmauer Halt befindet sich eine kleine Unterstandshütte
(Babensteiner Stübchen, angeblich nicht gewitterfest).
Trotz seiner Bekanntheit hält sich der Andrang wohl wegen der
Länge in Grenzen (ca. 10 Leute an einem Sonntag im August). Kein Vergleich
zum Eggersteig durch die Steinerne Rinne oder zum Gamsängersteig auf
die Ellmauer Halt. Landschaftlich fand ich den Steig nicht so beeindruckend
wie oft geschrieben wird. Man befindet sich die meiste Zeit in der Westflanke
der Halten und die Sicht beschränkt sich auf die Umrahmung der Scharlinger
Böden und die gegenüberliegenden Wände von Treffauer
und Sonneck. Schon vom Gipfel der Kleinen
Halt bieten sich allerdings schöne Blicke auf die Totenkirchl Westwand
und die Karlspitzen. Der Blick von der Ellmauer Halt ist umfassend, da
sie alle anderen Gipfel des Kaisers überragt und bei guter Wetter
blinken in der Ferne die Firngipfel der Tauern.
Wegverlauf: Der Kaiserschützensteig ist hervorragend markiert
und nicht zu verfehlen. Auf dem Foto des Haltstocks (aufgenommen vom Treffauer)
ist der Wegverlauf eingezeichnet (Dies ist eine Bearbeitung meines Fotos
durch Bergsteigen.at - vollständige
Beschreibung
mit Topo). Von Hinterbärenbad geht man auf dem Forstweg Richtung
Stripsenjoch bis zur beschilderten Abzweigung Kaiserschützensteig
(noch vor dem Kaisertalhaus der Naturfreunde, von dort auch direkter Steig,
vgl. AV-Karte). Der Weg führt in Kehren zunächst durch Wald und
dann durch das Kar hinauf zum Beginn des oberen Scharlinger Bodens. Dort
zweigt der Kaiserschützensteig links von dem Weg ab, der weiter hoch
Richtung Rote-Rinn-Scharte führt. Bald erreicht man den Beginn der
Haltplatte, wo der Klettersteig beginnt. Zunächst ist der Steig noch
einfach und unversichert. Dann kommt eine recht ausgesetzte Querung zum
Beginn der Grünen Rinne (mit Drahtseilen versichert). In der Grünen
Rinne auf Schrofen und Grasstufen hinauf. Es besteht Steinschlaggefahr
durch Vorausgehende, insbesondere durch die von der Kleinen Halt Absteigenden!
Bei ca. 1990 m ist die bezeichnete Abzweigung. Links geht es zur Kleinen
Halt, rechts zur Gamshalt. Zur Kleinen
Halt (2115 m) weiter über Schrofen, zuletzt über den Grat,
mit einige Versicherungen, aber einfach.
Wieder
runter zur Abzweigung, dann rechts Querung in die Westflanke der Gamshalt.
Zunächst über sehr glatte Platten hoch (Selbstsicherung evtl.
nützlich), weiter auf Gehgelände. Dann kommt die Schlüsselstelle,
eine tritt- und griffarme steile Stufe (~ III, Selbstsicherung evtl. nützlich).
Lange, teils absteigende Querung in die grüne Mulde zwischen Gamshalt
und Ellmauer Halt. In dieser etwas linkshaltend auf Steigspuren bis zum
Grat und über diesen zur Gamshalt (2292
m). Dort möglichst Gipfelrast machen, wenn man den Massen auf
der Ellmauer Halt ausweichen will, die Aussicht ist kaum weniger gut. Über
den Grat gelangt man zur Ellmauer Halt, an deren Gipfelaufschwung
noch einmal einfache, aber anregende Kletterei (I) verlangt wird. Das Bild
zeigt die Nordseite der Ellmauer Halt, so wie sie sich von der Gamshalt
präsentiert.
Abstieg: Es bieten sich verschiedene Abstiegsmöglichkeiten.
Zunächst auf jedem Fall über den Gamsängersteig (Normalweg
Ellmauer Halt von Süden) bis zur Jägerwand. Dann besteht die
Möglichkeit, nach Süden abzusteigen (Gruttenhütte, Ellmau).
Will man nach Norden ins Kaisertal zurückkehren, kann man entweder
über die
Rote-Rinn-Scharte und die Scharlinger Böden (teilweise
mit Aufstieg identisch) oder über das Kopftörl
(Beginn des berühmten Kopftörlgrates) und den Hohen Winkel den
Kamm überschreiten (etwas länger). Um zum Kopftörl zu gelangen,
muß man bei etwa 1850 m, wo der Gamsängersteig das Hochgrubachkar
erreicht, leicht ansteigend unter den Felswänden am Rande des Kars
Richtung Osten queren, bis man auf den rot markierten Steig von der Gruttenhütte
zum Kopftörl (2058 m, Drahtseilversicherungen) trifft. Im Hohen Winkel
ist eine zügige Geröllabfahr möglich, so daß man bald
wieder in Hinterbärenbad sein kann.
Gesamtgehzeiten: Hinterbärenbad (830 m) - Beginn Haltplatte
(1705 m) 2:00 - Kleine Halt (2115 m) 1:30 - Gamshalt (2292 m) 1:45 - Ellmauer
Halt (2344 m) 0:30 - Kopftörl (2058 m) 1:45 - Hinterbärenbad
(830 m) 1:15 - Pfandlhof (780 m) 1:00 - Kufstein (490 m) 1:00. Gesamtgehzeit:
10,5 h ! Gesamtaufstieg 1890 m, Gesamtabstieg 2235 m [22.8.1999]
. Allerdings muß man für die Rückfahrt nach
Kufstein den letzten Bus erwischen (von Ellmau am Wochenende zwischen 17
und 18 Uhr) oder versuchen, per Anhalter nach Kufstein zurückzukommen.
Dann kann es besser sein, nach Norden und durch das Kaisertal nach Kufstein
abzusteigen (Zugverbindung nach München stündlich bis spät
abends). Der Talhatscher von Hinterbärenbad nach Kufstein braucht
allerdings bei zügigem Schritt auch noch seine 2 Stunden. Auf etwa
halben Weg kommt man am Pfandlhof vorbei, der zu einer letzten Einkehr
einläd. Von der Terrasse läßt sich der Blick auf die Nordwände
des Wilden Kaisers im Abendlicht genießen. Im Bild sieht man den
Stripsenkopf, das Totenkirchl und den gesamten Haltstock (von links).
Link: Beschreibung
mit Topo auf Bergsteigen.at