Der zahme Kaiser - Pyramidenspitze
Pyramidenspitze | Südanstiege
| Winkelkar | Egersgrinn
| Vordere Kesselschneid | Winter
Der Zahme Kaiser
Der
Zahme Kaiser ist sozusagen der kleine Bruder des Wilden Kaisers: kleiner,
niedriger, die Formen weniger schroff. Eine Kette zieht von Kufstein-Sparchen
nach Osten, wo das Stripsenjoch (Standort des Stripsenjochhauses)
eine Verbindung zum Wilden Kaiser herstellt. Obwohl es in seinen Nordwänden
durchaus auch interessante Kletterrouten gibt, ist der Zahme Kaiser eher
das Reich der Wanderer. Der meist besuchte, aber nicht der höchste
Gipfel ist die Pyramidenspitze. Der höchste
Gipfel - die Vordere Kesselschneid
unweit der Pyramidenspitze - überragt die magische 2000er-Grenze gerade
mal um 2 m. Das Bild (aufgenommen vom Christaturm) zeigt den gesamten Kamm
des Zahmen Kaisers, die Pyramidenspitze etwa in der Mitte. Im Vordergrund
zu Füßen des Totenkirchl das Stripsenjochhaus.
Pyramidenspitze (1997 m)
Die
Pyramidenspitze (Karte: Austrian
Map) ist längst kein Geheimtip mehr, sondern der mit Abstand meistbesuchte
Gipfel des Zahmen Kaisers, obwohl alle Anstiege recht lang sind. Aber die
großartige Aussicht in die Nordwände des Wilden Kaiser und weit
darüber hinaus ist reichliche Belohnung für die Mühen. Das
Bild zeigt die Pyramidenspitze von Süden, rechts die Abstürze
ins Winkelkar, durch die ein Klettersteig führt.
Zahlreiche Wege führen auf den Gipfel: drei einfache Wanderwege
von Süden aus dem Kaisertal und ein Klettersteig von Norden durch
das Winkelkar. Sie lassen sich zu interessanten
Rundtouren oder Überschreitungen (gute Busverbindung am Samstag von
Kufstein nach Walchsee-Durchholzen)
beliebig kombinieren. Auch im Winter kann man die
Pyramidenspitze (insbesondere auf den Südanstiegen) besteigen.
Kufstein bis Vorderkaiserfelden
Ausgangspunkt für die Südanstiege ist Kufstein-Sparchen (vom
Bahnhof Kufstein ca. 20 Minuten zu Fuß), wo der Weg ins Kaisertal
mit der Kaiserstiege (ca. 120 Höhenmeter) beginnt. Dann geht es gemütlicher
auf dem breiten Fahrweg ins Kaisertal weiter bis zur Abzweigung nach Vorderkaiserfelden.
Nun wieder steiler hinauf zur Rietzaualm (1161 m), wo man den Wald verläßt
und die umfassende Aussicht auf den Wilden Kaiser genießen kann.
Von dort ist es nicht mehr weit zum ersten Etappenziel, der Vorderkaiserfeldenhütte
(1389 m, ganzjährig geöffnet, DAVS
Oberland, 2 Stunden vom Bahnhof Kufstein).
Nach einer mehr oder weniger ausgiebigen Rast und Stärkung muß
man sich für einen der drei Gipfelanstieg entscheiden.
a) Plateauweg
Empfehlenswert
ist der aussichtsreiche Plateauweg. Von der Vorderkaiserfeldenhütte
geht es zunächst recht steil hoch, man läßt die kecke Naunspitze
(1633 m, Bild) links liegen (kann auch einfach über einen bezeichneten
Steig bestiegen werden) und erreicht das Plateau nördlich des Petersköpfls
(1745 m, ebenfalls nur kurzer Abstecher von 15 Minuten). Das Plateau ist
eine leicht von Norden nach Süden geneigte, durch zahlreiche Mulden
und Buckel modellierte Fläche (ca. 1700 - 1900 m), die dicht mit Latschen
bestanden ist.
Der
Weg schlängelt sich im sanften Auf und Ab durch das Latschendickicht,
bald öffnet sich ein faszinierender Tiefblick nach Norden auf das
Tal und die Chiemgauer Alpen. Einserkogel (1924 m) und Zwölferkogel
(1912 m) werden umgangen, dazwischen der Tiefblick in das wilde Egersgrinn
(Bild). Man verläßt das Latschendickicht und kann den Blick
auf die Nordwände des Wilden Kaiser genießen. Bald erreicht
man das Vogelbad (1876 m), wo ein kurzer mit Drahtseilen und künstlichen
Tritten gesicherter Kamin abgeklettert werden muß. Der restliche
Gipfelanstieg bietet keinerlei Schwierigkeiten mehr.
b) Steingrube
Etwas
schneller ist der Weg von Vorderkaiserfelden über die Hinterkaiserfeldenalm
und die Steingrube, vorbei an der Kaiserzinne, zum Vogelbad. Insbesondere
wenn man über das Plateau aufgestiegen ist und nach Vorderkaiserfelden
zurückkehren will, bietet sich der Weg durch die Steingrube an. Im
Abstieg hat man stets die steilen Nordwände des Wilden Kaisers vor
Augen. Auf dem Bild erkennt man in der Mitte den Haltstock
(kleine Halt dem Betrachter zugewandt), rechts davon - durch die Scharlinger
Böden getrennt - das Sonneck und
den Kamm, der über Wiesberg und Hackenköpfe zum Scheffauer
verläuft. Bei der Hinterkaiserfeldenalm (1490 m) kann man in Ruhe
die Aussicht genießen, bevor man sich auf den Weiterweg nach Vorderkaiserfelden
macht (ca. 1,5 Stunden vom Gipfel).
c) Öchselweidkar
Schließlich kann man auch auf dem Kaiserhöhenweg etwa eine Stunde
nach Osten gehen und bei der Kaiserquelle den bezeichneten steilen Steig
direkt nach Norden durch das Öchselweidkar (dort tummeln sich zahlreiche
Gemsen) zum Gipfel der Pyramidenspitze einschlagen. Diese Abzweigung erreicht
man auch auf einem bezeichneten Steig direkt aus dem Kaisertal (Anton-Karg-Haus, Hinterbärenbad).
d) Hintere Steingrube
Weniger steil und deshalb gerade bei Schneelage empfehlenswert ist der
Anstieg durch das Kar westlich der Öchselweidschneid (auf manchen
Karten als Hintere Steingrube bezeichnet). Eine knappe Gehstunde östlich
von Vorderkaiserfelden auf dem Kaiserhöhenweg (also wenige Minuten
vor der oben erwähnten Abzweigung) öffnet sich der dichte Wald
nördlich des Steigs zum ersten Mal. Dort hinauf, der weitere Wegverlauf
ist offensichtlich, zunächst nach Norden, später im weiten Bogen
nach Osten zum Gipfel der Pyramidenspitze, der erst spät sichbar wird.
e) Winkelkar und Egersgrinn
Von
Norden führen zwei Anstiege auf die Pyramidenspitze, die sich zu einer
schönen Rundtour mit Ausgangs- und Endpunkt Walchsee-Durchholzen
(Bus) kombinieren lassen.Von Durchholzen am Walchsee führt der gut
bezeichnete Weg über Großpoitneralm und Winkelalm (Brunnen)
ins Winkelkar, das ringsherum von den steilen Wänden des Roßkaisers
der Kesselschneiden bis zum Jofenspitze umgeben wird (Bild). Auf ca. 1600
m beginnt ein gesicherter Steig durch steile Schrofen (einfach, Klettersteigset
nicht erforderlich, Helm kann nicht schaden) der zunächst zum Sattel
zwischen Jofenspitze (kann vom Sattel erstiegen werden, I, Beschreibung
im AVF) und Pyramidenspitze hinaufführt. Nun nach Norden und über
weitere versicherte Passagen (eine kurze Stelle über plattigen Fels
mit Eisenklammen).
Wenn man wieder nach Durchholzen absteigen möchte, bietet sich
der Weg durch das Egersgrinn an. Der
Weg ist offiziell aufgelassen, aber dennoch gut zu finden (2002). Am Vogelbad
(vom Gipfel kommend vor der Zwölferspitze, vor dem kurzen gesicherten
Kamin), befindet die Abzweigung (Schild: "Egersgrinn, aufgelassen"). Einfach
hinunter in die zunächst flache Mulde. Dann auf sehr deutlichen Steigspuren
in einer steilen Rinne (z.T. Steinmandl und alte rote Markierungen) die
erste Steilstufe hinunter (stellenweise ausgesetzt). Dann im Geröll
(nur sehr bedingt zum Abfahren geeignet) oder auf Schneefeldern hinunter
zur zweiten Steilstufe. Die zweite Steilstufe zwischen rund 1200 und 1300
m wird im Abstiegssinne rechts (östlich) dicht an den begrenzenden
Felsen überwunden. Auf Waldwegen (markiert, aber teilweise durch Forstwege
zerschnitten, Karte) in nordöstlicher Richtung zur Aschingeralm und
an der Sommerodelbahn vorbei zum Ausgangspunkt. Der Abstieg durch Egersgrinn
ist nur für trittsichere Bergsteiger mit gutem Orientierungsvermögen
zu empfehlen. Das Egersgrinn ist eine recht beliebte, aber je nach Verhältnissen
schwierige bis extreme Skitour (tödlicher Sturz im Frühjahr 2002).
Die obere Steilstufe muß ggf. zu Fuß und mit Steigeisen begangen
werden. Bei Schneelage ist insbesondere in der oberen Steilstufe äußerste
Vorsicht geboten. Ein Ausrutscher dort kann fatale Folgen haben. Für
Fuß- und Schneeschuhgänger sind die südseitigen Zustiege
im Winter empfehlenswerter. [15.6.2002]
Vom
Gipfel der Pyramidenspitze hat man eine umfassende Rundumsicht. Direkt
im Westen jenseits des Inntal das Mangfallgebirge mit Wendelstein,
Rotwand,
Risserkogel
und anderen. Etwas weiter entfernt im Südwesten das Karwendelgebirge.
Im Norden die Chiemgauer Alpen und der Chiemsee.
Im Osten die Berchtesgadener Alpen mit
dem Watzmannmassiv, sowie die Loferer und Leoganger Steinberge. Im Süden
direkt vis-a-vis die Nordwände des Wilden Kaiser. Mit der Karte und
etwas Gebietskenntnis kann man praktisch alle Gipfel des Wilden Kaisers
bestimmen. Von rechts (Westen): Zettenkaiser, Scheffauer
Kaiser, Hackenköpfe, Sonneck
(dahinter der Treffauer), der Haltstock
mit der
Ellmauer Halt, links davon
das Kopftörl. Weiter nach Osten wird die Bestimmung der Gipfel schwieriger.
Aber Karlspitzen, Totenkirchl, Fleischbank, Christaturm, Predigtstuhl,
die beiden Goinger Halten,
Ackerlspitze
und viele mehr sind klar zu erkennen (im Bild kann man alle Gipfel vom
Lärchegg (links) bis zur Ellmauer Halt (rechts) erkennen). Mit Karte
und Fernglas könnte man Stunden auf dem Gipfel der Pyramidenspitze
verbringen und die Erinnerungen an Touren im Wilden Kaiser Revue passieren
lassen.
Die Vordere Kesselschneid
(2002 m), den höchsten Gipfel des Zahmen Kaiser und einzigen Zweitausender,
kann man leicht mitnehmen. Dort findet man auch an schönen Tagen,
wenn sich die Leute am Gipfel der Pyramidenspitze drängeln, noch ein
ruhiges aussichtsreiches Brotzeitplätzchen. Der Abstecher auf die
Vordere Kesselschneid bietet sich insbesondere dann an, wenn man sowieso
nach Süden - Richtung Kaisertal absteigen möchte. Nach wenigen
Minuten zweigt links der kurze Steig (kaum mehr als ein paar Spuren im
Gras) auf den Gipfel der Vorderen Kesselschneid ab (10 Minuten).
Im Winter
Die Pyramidenspitze kann man - je nach Schneelage - praktisch ganzjährig,
also auch im Winter begehen. Insbesondere die
Südanstiege sind auch bei Schneelage gut zu begehen. Von einer Begehung
im Hochsommer ist dagegen dirngend abzuraten, da die südseitigen Latschenhänge
sich extrem stark aufheizen. Am längsten bleibt der Schnee auf dem
Plateau liegen, während der Weg durch die Steingrube und die beiden
anderen Südanstiege früher schneefrei werden. Auf dem Plateau
kann bei Schneelage die Orientierung problematisch sein. Ohne Spur ist
es schwierig, seinen Weg durch das Latschendickicht zu finden. Da die Pyramidenspitze
jedoch auch ein beliebtes Tourenziel im Winter ist, wird man in der Regel
eine Spur finden. [16.5.99, 31.5.99, 14.11.00, 1.5.01, 14.6.02]
Gehzeiten
-
Kufstein Bahnhof (490 m) - Vorderkaiserfeldenhütte (1389 m): 900 Hm,
2 Stunden
-
Vorderkaiserfelden - Plateau - Pyramidenspitze (1997 m): 600 Hm + Gegensteigungen,
2,25 Stunden
-
Vorderkaiserfelden - Hinterkaiserfeldenalm - Steingrube - Pyramidenspitze
(1997 m): 600 Hm, 2 h im Abstieg 1,5 Stunden
-
Pyramidenspitze - Öchselweid - Kaiserquelle (1460 m): 540 Hm, 1 h
im Abstieg
-
Kaiserquelle - Vorderkaiserfelden: Gegensteigung, 45 Minuten
-
Vorderkaiserfelden - Kufstein Bahnhof: 900 Hm, 1,5 Stunden
-
Durchholzen (690 m) - Winkelkar - Pyramidenspitze:
1300 Hm, 2,5 - 3 Std.
-
Pyramidenspitze - Egersgrinn - Durchholzen: 1300
Hm, 2 Std.
Mit
der Bahn nach Kufstein, ca. 30 Minuten
bis nach Kufstein Sparchen, weitere 3,5 bis 4 Stunden über die Vorderkaiserfeldenhütte
bis zum Gipfel. Nach Walchsee-Durchholzen
gibt es nur an Samstagen eine gute Busverbindung von Kufstein, allerdings
nicht immer mit gutem Anschluß an die Züge aus München.