Kaisergebirge
Teil 5: Der Ostkaiser
Überblick | Ellmauer
Tor und Jubiläumssteig |
Hintere
Goinger Halt | Steinerne Rinne
| Ellmauer Halt | Kaiserschützensteig
| Scheffauer | Sonneck
| Treffauer | Ackerlspitze
| Pyramidenspitze | Links
| Karte
Ackerlspitze (2329 m)
Die
Ackerlspitze
im Ostkaiser (hier links, gesehen vom Gildensteig, rechts die Maukspitze)
ist mit 2329 m der zweithöchste Gipfel des Wilden Kaisers. Sie erhält
deutlich weniger Besuch als die Ellmauer Halt. Der Zustieg von Süden
über die zwischen Ackerl- und Maukspitze eingelagerten Kare Nieder-
und Hochsessel zur Ackerlschneid und auf den Gipfel darf nicht unterschätzt
werden. Ausgangspunkt ist die Wochenbrunner Alm (1085 m). Man geht von
dort über Gaudeamushütte, Baumgartenalm und Wildererkanzel zum
Hochgrubachkar unterhalb der Ackerlspitze. Dort, wo der Weg von der (nicht
bewirtschafteten) Ackerlhütte einmündet, beginnt der eigentliche
Gipfelzustieg (ca. 2 Stunden). Zunächst gilt es die Wandstufe unterhalb
des Niedersessels zu überwinden (kurze Stellen I und ausgesetzter
Steig). Dann quert man das Kar, in dem sich oft bis lange in den Sommer
ein Schneefeld hält. Auf dem Altschneefeld ist große Vorsicht
geboten. Ein Leser teilte mir mit (vgl. Gästebuch
und hier),
daß sich dort am 27. August 2000 ein Unfall ereignete, als eine Bergsteigerin
auf dem fast blanken Eis abrutschte und sich nicht unerheblich verletzte.
Sie mußte mit dem Hubschrauber abtransportiert werden. Ist das Scheefeld
unpassierbar, bleibt immer noch die Möglichkeit, zunächst auf
die Maukspitze zu steigen und die Ackerlspitze über den Verbindungsgrat
zu erreichen (s.u. Abstieg). Im Oktober 1998 war das Kar völlig schneefrei.
Die Schlüsselstelle der Route ist die Steilstufe zwischen Nieder-
und Hochsessel, deren Überwindung nur durch einige wenige Ringe erleichtert
wird (I - II, sehr ausgesetzt). Kein durchgehendes Drahtseil, keine Selbstsicherungsmöglichkeit
mit Klettersteigausrüstung! Für schwächere Gruppenmitglieder
eventuell ein Seil mitnehmen. Wenn man die Stelle überwunden hat,
kann man aufatmen, denn man muß sie nicht im Abstieg begehen. Bald
wird es wieder einfacher, man erreicht bald das Kar Hochsessel und von
dort über Schrofen zur Ackerlschneid und in einfacher Kletterei auf
den Gipfel. Von der Wochenbrunner Alm bis zum Gipfel ca. 4 Stunden.
Vom
Gipfel der Ackerlspitze hat man einen freien Rundblick, nur die Ellmauer
Halt im Westen ist 15 m höher. Faszinierend ist der Tiefblick
in das wilde und einsame Griesener Kar (Bild). Dahinter ist der
gesamte die Steinerne Rinne im Osten begrenzende Kamm zu erkennen: Vordere
und Hinteren Goinger Halt,
Predigtstuhl (reiner Kletterberg, im Bild von links nach rechts). In direkter
Linie unter der markanten Einschartung der Predigtstuhlscharte liegt im
Kar die Fritz-Pflaum-Hütte (1865 m, Selbstversorgerhütte, Info:
DAV,
OeAV).
Abstieg
Für den Abstieg bieten sich verschiedene Varianten an. Man kann auf
dem Anstiegsweg bis zum Verbindungsgrat zwischen Ackerl- und Maukspitze
absteigen und von dort dem bezeichneten Steig über den Grat zur Maukspitze
folgen. Die Gratüberschreitung hat Stellen I. Der Abstieg von der
Maukspitze erfolgt über die schrofige Rampe (im Bild oben deutlich
zu erkennen) direkt hinab zum Kar Niedersessel und umgeht so die schwierige
Steilstufe zwischen Hoch- und Niedersessel.
Eine
weniger übliche, aber auch sehr lohnende Variante ist der Abstieg
nach Norden ins Griesener Kar über den deutlich bezeichneten und ausgetretenen
Steig. Kurze Stellen I, meist Gehgelände und deutlich weniger ausgesetzt
als der Anstieg von Süden. Vom Griesener Kar vermittelt der Einschnitt
des Kleinen Törls (2111 m, im Bild von Süden) den Übergang
auf die Südseite des Wilden Kaisers. Von der Fritz-Pflaum-Hütte
quert man zunächst unschwer durch das Griesener Kar. Der eigentliche
nordseitige Aufschwung zum Kleinen Törl erfordert etwas Kletterei
und ist mit Drahtseilen versichert (Vorsicht bei Feuchtigkeit und Vereisung!).
Am Kleinen Törl verläßt man das schattige Griesener Kar
und tritt wieder auf die Südseite des Kaisergebirges. Rechts und links
vom Kleinen Törl, am Daumen und an der Törlwand, tummeln sich
die Kletterer. Vom Kleinen Törl gelangt man über den teilweise
ausgesetzten Gildensteig und die Wildererkanzel zurück zur Gaudeamushütte
und zur Wochenbrunner Alm. Vom Gipfel der Ackerlspitze über Griesener
Kar und Kleines Törl etwa 4 Stunden bis zur Wochenbrunner Alm.
Eine lange, aber an beeindruckenden und wechselnden Landschaftsbildern
außerordentlich reiche und interessante Tagestour. Der südseitige
Anstieg auf die Ackerlspitze gehört wohl zu den schwierigsten Bergtouren
- abgesehen von reinrassigen Klettereien - im Wilden Kaiser, die nur erfahrenen
Bergsteigern empfohlen werden kann, die ausgesetzte Steilanstiege im I.-II.
Grad auch ohne beruhigendes Drahtseil nicht aus der Ruhe bringen. [10.10.1998]
Gesamtgehzeiten: Wochenbrunner Alm (1085 m) - Ackerlspitze (2329
m): 1250 m, 4 Stunden
Abstieg über Griesener Kar und Kleines Törl: 1500 m (250
m Gegensteigung zum Kleinen Törl): 4 Stunden
Anfahrt
mit der Bahn bis Kufstein, von dort
mit Bus nach Ellmau. Da kein Bus zur
Wochenbrunner Alm fährt, verlängert sich der Zustieg um eine
knappe Stunde. Der letzte Bus von Ellmau zurück nach Kufstein fährt
recht früh. Für eine Tagestour ist die Zeit recht knapp bemessen.
Griesener Kar - Fritz-Pflaum-Hütte (1866
m)
Das
Griesener Kar ist im Frühjahr bei den Skitourengängern
äußerst
beliebt, da das enge nordseitige Kar lange den Schnee hält. Der
Aufstieg
inmitten wilder Felsszenerie ist auch für Schneeschuhgänger
lohnend.
Das Gelände ist relativ steil (länger anhaltende Steigungen
um
30 Grad), aber mit Schneeschuhen bei entsprechenden Verhältnissen
gut zu begehen. Bei sehr hartem Schnee ist insbesondere im Abstieg
Vorsicht geboten. Die Tour sollte nur bei sicheren Verhältnissen
im
Frühjahr unternommen werden. Das Bild zeigt den Ausblick von der
Fritz-Pflaum-Hütte
auf die Ackerlspitze (links) und die Hochgrubachspitze (Mitte); rechts
von der Hochgrubachspitze die steile Rinne, die zum
Schönwetterfenster
hinaufführt.
Von
der Griesener Alm (988 m) über den Kaisertalbach, dann kurz Richtung
Süden bis man über die freien Hänge der Russenleiten ansteigen
kann. Im Wald quert man unter den Ausläufern des Predigtstuhl in das
eigentlich Kar und steigt an dessen linken Seite (im Aufstiegssinn, am besten auf dem Rücken links der Mulde) hinauf,
immer auf den hellen Felsklotz des Kleinkaisers (im Bild in der Bildmitte) zu. Später etwas nach
Osten in den Sattel zwischen Mitterkaiser und Kleinkaiser wenden, wo die
Fritz-Pflaum-Hütte (1866 m) steht. In der Regel ist der Anstieg gut
gespurt und daher kaum zu verfehlen. Die Skiroute ist in der AV-Karte blau
markiert.
Sichere Skifahrer steigen gerne über Steilrinnen weiter bis in
eine der Scharten der umgebenden Felswände: Goinger Törl (oft
fälschlicherweise Goinger Scharte genannt, auf der AV-Karte nicht
bezeichnet, südlich der Nördlichen Törlspitze), Kleines
Törl, Schönwetterfensterl.
Abstieg: Es
bietet sich an den Kleinkaiser in Uhrzeigersinn zu umrunden,
bevor man auf der Anstiegsroute absteigt. Dort bietet sich der Blick
auf die weniger bekannte Ostseite der beiden Goinger Halten (Bild).
[13.4.2003; 2.4.2005]
Karte: Tiris
(online mit Geländeneigung)
Internet: Tourentipp.de
Gehzeiten:
-
Griesner Alm (988 m) - Fritz-Pflaum-Hütte (1866 m): 900 m, 2,25 Std.
-
Fritz-Pflaum-Hütte (1866 m) - Griesener Alm (988 m): 900 m, 1 Std.
-
Umrundung Kleinkaiser: ca. 100 Hm Gegensteigung, 0,25 Std.
Die
Griesener Alm in Kaiserbachtal ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht zu erreichen.
Der nächste Bushalt ist Griesenau an der Buslinie Kitzbühel -
Reit im Winkl,
umsteigen in Kössen Bruckwirt nach Kufstein. Als Tagestour von München
nur mit dem Auto machbar. Mautstraße zur Griesener Alm geöffnet
je nach Verhältnissen etwa ab etwa Anfang/Mitte April, Maut: 2,50 Euro (2003).