Gipfel rund um die Pfeishütte
Das Tourengebiet der Pfeishütte: Die mittlere Gleiersch-Halltal-kette
Hoch über dem Talschluss des Samertals steht in aussichtsreicher Lage "in der Pfeis" die Pfeishütte
der Sektion Innsbruck des OeAV. Sie ist idealer Ausgangspunkt für
Gipfelziele im mittleren Teil der Gleiersch-Halltal-Kette und im
östlichen Teil der Nordkette. Bei Anfahrt mit dem Radl sind die
meisten Ziele auch als lange Tagestour machbar. Das Bild zeigt die
Pfeishütte, dahinter die Sonntagkarspitze, Bachofenspitze und
Ausläufer des Roßkopfes über dem Sonntagkar (von links).
Die
Gleierschkette hat wie die Karwendelhauptkette zwei sehr
unterschiedliche Gesichter. Während die Südseite eher
mäßig steil abfällt und zwischen den Graten, die die
Gipfel nach Süden entsenden, weitläufige Kare eingelagert
sind, bildet die Nordseite zum Hinterautal ein mehr oeder weniger
geschlossene Wand, durch die keine einfachen Zustiege verlaufen. Das
Bild (aufgenommen im ersten Sonnenlicht vom Biwak an der Laliderer Spitze) zeigt die Nordseite der Halltal-Gleiersch-Kette vom Lafatscher Joch (links) über den Kleinen und Großer Lafatscher, Bachofenspitze, Sonntagkarspitze, Kaskarspitze, Praxmererkarspitze bis zur Jägerkarspitze (direkt über den Licht-Schatten-Grenze an der Sonnenspitze).
Hüttenzugänge
a) Von Scharnitz
Der Weg von Scharnitz zur Pfeishütte (Homepage, Karte, Wikipedia)
durch
das Gleiersch- und Samertal ist zu Fuß ein ewig langer Hatscher
(4-5 Std.), der besser mit dem Radl zu bewältigen ist, allerdings
nicht ganz so einfach, wie der Weg ins Hinterautal. Von Scharnitz
zunächst ins Hinterautal, an der Gleierschhöhe zweigt der Weg
ins Gleierschtal ab. Die gute Forststraße führt etwa 100 Hm
hinab ins Isartal und auf der anderen Seite wieder hinauf. Bis zur
Möslalm rollt man nun zur Entspannung fast eben (rund 10 km und 1
Std. von Scharnitz). Von der Möslalm bis zum "Radlparkplatz" der
Pfeishütte auf rund 1580m m ist der Weg auch
größtenteils gut fahrbar und nicht zu steil. Stellenweise
ist der Untergrund jedoch sehr locker, so dass sich eventuell empfiehlt
ein paar Meter zu schieben. Am Radlparkplatz der Pfeishütte (2
Std. von Scharnitz) werden die meisten das Radl stehen lassen. Die
Weiterfahrt mit dem Radl ist nur extremen Bikern zu empfehlen. Für
Fußgänger gibt es vom Radlparkplatz einen neuen Steig, der
zunächst am Gleierschbach entlang und dann in Serpentinen den Hang
hinauf führt. Beim Abstieg dem frisch markierten Steig hinunter folgen und nicht auf
Steigspuren zu weit nahezu eben nach Westen laufen. Insgesamt Radeln und Laufen rund
2,5 Stunden; im Abstieg 1,5 Stunden.
b) Von der Bergstation Hafelekar
Kurzweiliger ist der Zustieg von der Bergstation Hafelekar (2269
m) der Nordkettenbahn über den
schön angelegten Goetheweg. Von der Bergstation zunächst
über die Hafelespitze (2334 m, kann auch südlich umgangen werden),
dann auf der Südseite der Gleierschspitze (2317 m) zur Mühlkarscharte
(2243 m). Von dort durch die Nordwestflanke der Mannlspitze (2366 m) queren
und dann steil hinauf zur Mannlscharte (2277 m). Ostwärts zunächst
steil hinab und dann bequem hinüber zu bald sichtbaren Pfeishütte
(1905 m). Ca. 2 Std. von der Bergstation. Der Weg ist hervorragend angelegt
und verschwenderisch mit Geländerseilen gesichert. Auch bei Schneelage
ist er für einen geübten Bergsteiger einfach zu begehen. Bei
geringer spätherbstlicher Schneelage ist die Lawinengefahr in der
Regel noch kein Problem. Nachdem wir in der Bergstation die Schilder mit
eindringlichen Warnungen davor, den Goetheweg bei Schneelage zu begehen,
gesehen hatte, waren wir überrascht, wie einfach der Weg zu begehen
war. Die Schilder sollen wohl wenig erfahrene Halbschuhtouristen abhalten.
c) Aus dem Halltal über das Stempeljoch
Die Pfeishütte erreicht
man auch aus dem Halltal über das Stempeljoch.
d) Von Innsbruck über die Arzler Scharte
Wer die Nordkettenbahn nicht nutzen möchte, kann von Innsbruck
über die Arzler Scharte zur Pfeishütte aufsteigen (ca. 5 Std.).
e) Vom Hallerangerhaus über das Lafatscher Joch
Vom Hallerangerhaus führt der lohnende Wilde-Bande-Steig über
das Lafatscher Joch und das Stempeljoch zur Pfeishütte
(4 Std., teilweise Versicherungen).
Mit
der Bahn nach Scharnitz (Anstieg a), Innsbruck
(Anstieg b und d) oder Hall (Anstieg c) von dort mit Bus zur Bettelwurfsiedlung
am Beginn des Halltals. Die Talstation der Hungerburgbahn (Anschluß
zur Nordkettenbahn) erreicht man
mit der Straßenbahn 1 (hält
etwas nördlich des Hauptbahnhofes).
Kaskarspitze (2580 m)
Die
Kaskarspitze (Karte) ist ein kühner Gipfel in der Gleiersch-Halltal-Kette,
der sich
überraschend einfach besteigen läßt und eine
schöne Rundumsicht bietet. Der Steig ist durchgehend frisch, teilweise etwas übertrieben
markiert (Oktober 2005). Das Bild zeigt den Doppelgipfel der
Praxmarerkarspitze über dem Praxmarerkar (links) und die
Kaskarspitze über dem Kaskar (Mitte) von der Pfeishütte.
Anstieg:
Von der Pfeishütte ein kurzes Stück den Fahrweg Richtung
Scharnitz hinab, bis nach ca. 10 Minuten - wo der Fahrweg kurz wieder
ansteigt - rechts der deutliche Steig in Kaskar
abzweigt (großer Steinmann). Über Schuttfelder und
Latschenhänge wird der
Südgrat der Sonntagkarspitze in westlicher Richtung gequert. An
der Stelle, an
der man zum ersten Mal ins Kaskar schauen kann, befindet sich die
bezeichnete Wegverzweigung (siehe Bild). Zugleich öffnet sich
wieder der Blick auf die Kaskarspitze, die aus der Nähe noch
schroffer und abweisender erscheint, sich jedoch - wie sich später
erwiesen wird, einfacher als gedacht ersteigen läßt. Wenn
man die Praxmarerkarspitze besteigen wollte, müßte man
zunächst ins Kaskar absteigen und dann den Südgrat der
Kaskarspitze ins Praxmarerkar queren.
Um
zur Kaskarspitze zu kommen, wendet man sich nach rechts und quert
praktisch ohne
Höhenverlust auf gutem Steig an der Ostseite in das Kaskar. Weiter
in den
obersten Karboden und über schuttbedeckte Bänder und Schrofen
zu einer Scharte
im Hauptgrat und weiter über unangenehm feinen Schutt zum Gipfel.
Laut AVF II,
aber größtenteils Gehgelände und nur ganz kurze Stellen
I (2,25 Stunden). Das Bild zeigt den Gipfelanstieg aus dem obersten
Karboden: über den Schutt rechts an die Felsen, dann über
Schuttbänder nach links in die Scharte rechts des Gipfels (etwa
Bildmtte).
Am Gipfel ein schönes altes Holzkreuz und Gipfelbuch. Die
Rundumsicht ist hervorragend. Im Westen der mächtige Doppelgipfel
der
Praxmarerkarspitze (Westgipfel, 2642 m, links, Ostgipfel, 2636 m,
rechts, zu erreichen in dem man von der erwähnten Wegverzweigung
ins Kaskar absteigt, ins Praxmarerkar quert und aus dem Kar auf den
Grat östlich des Gipfel steigt, laut AVF II).
Im Norden die gesamten Hauptkette: Im linken Bild von der Östlichen Ödkarspitze bis zur Laliderer Wand, im rechten von der Sonnenspitze nach Osten. Im Süden die Firngipfel
der Stubaier.
Abstieg auf dem Anstiegsweg (2 Std.).
Gehzeiten:
- Pfeishütte (1925 m) - Kaskarspitze (2580 m): 650 Hm (+ geringe Gegensteigungen), 2,25 Std.
- Kaskarspitze - Pfeishütte: 650 Hm, 2 Std.
Sonntagkarspitze (2575 m)
Die Sonntagkarspitze (auch Sonntagskarspitze, Karte) ist zwar längst nicht
so bekannt wie die benachbarte Praxmarerkarspitze, durch deren Nordwand
berühmte und berüchtigte Kletteranstiege führen (Melzer
und Spötl verunglückten am 1901 beim Versuch einer Erstbegehung,
ihnen ist ein Denkmal am Weg zur Suntiger
Spitze gewidmet), aber wegen der umfassenden Aussicht ein lohnendes
Gipfelziel im mittleren Teil der Gleiersch-Halltal-Kette
(Tourenbereich der Pfeishütte).
Für geübte Bergsteiger bietet der Anstieg über den Südgrat
(I) keine nennenswerten Schwierigkeiten.
Der
Weg aus der Pfeis über den Südgrat auf die Sonntagkarspitze ist
durchgehend mit roten Farbklecksen und Steinmandln markiert. Von der Pfeishütte
kurz auf der Fahrstraße talauswärts, bis man auf die bezeichnete
Abzweigung Sonntagkarspitze trifft. Nun auf dem schwachen Steig durch Latschen
hinauf ins Sonntagkar. Wo der Steig zur Bachofenspitze rechts abzweigt, findet sich neuerdings ein unübersehbares Schild. Der Steig wendet sich nach Nordwesten zum Ansatz
des Südgrates. Der Südgrat wird über steile, felsdurchsetzte
Grashänge und brüchige Felsstufen (I) erklommen. Zwei Gratköpfe
(2419 m, 2461 m) werden westlich umgangen (Bei Schneelage - Ende Oktober
2001 - war etwas Vorsicht auf der gut gangbaren, aber etwas ausgesetzten
Umgehung erforderlich). Dann folgt ein einfacher Spaziergang entlang des
Gratrückens und später über ein Schutt- oder Schneefeld
zum sichtbaren Gipfel (Bild).
Während der Blick nach Süden, Westen und Osten (Inntalkette,
Wetterstein
und Mieminger) während des Anstiegs stetig
weiter wird, bleibt der Blick nach Norden bis zum letzten Augenblick vollständig
versperrt. Umso größer ist die Überraschung über den
fantastischen Überblick auf den gesamten Karwendel-Hauptkamm
(Hinterautal-Vomper-Kette) von der Pleisenspitze
im Westen bis zum Hochnissl im Osten. Im linken Bild sieht man die Seekarspitze,
die Marxenkarspitze, die Gruppe der drei Ödkarspitzen
und der Birkkarspitze (ziemlich genau in der Mitte, darunter das Birkkar),
die Kaltwasserkarspitze, die Rauhkarlspitze, den Unbenannten Gipfel und
die Moserkarspitze. Im rechten Bild erkennt man noch einmal den Unbenannten
Gipfel und die Moserkarspitze, dann den mächtigen Südgipfel der
Sonnenspitze, Laliderer Spitze, Laliderer
Wand, Dreizinkenspitze, Grubenkarspitze, davor der Roßlochkamm. Im
Süden sollte man sein Augenmerk insbesondere auf die Gipfel der zentralen
Stubaier
Alpen richten: Der grobe Klotz des Habichts, der Wilde Freiger; das
elegante Zuckerhütl, die Ruderhofspitze
links über dem Alpeiner Ferner und der Schrankogel sind gut auszumachen.
Der AVF führt als Normalweg einen Weg aus dem hintersten
Sonntagkar
über ein breites Schuttband zum Ostgrat und über diesen
westwärts
weiter zum Gipfel auf. In der Wand zwischen Bachofenspitze und
Sonntagkarspitze
sind mehrere Bänder erkennbar, deren Gangbarkeit allerdings schwer
zu beurteilen ist. In der AV-Karte ist dieser Weg im Gegensatz zum
Südgrat
nicht eingezeichnet. Nachdem wir das Gelände vom ersten Gratkopf
östlich
der Sonntagkarspitze rekognosziert hatten und dabei keinerlei Anzeichen
für den Verlauf des Normalwegs finden konnten, zogen wir es doch
vor,
auf dem Aufstiegsweg wieder abzusteigen. Von Lesern dieser Seite habe
ich widersprüchliche Berichte über die Gangbarkeit dieser
Bänder erhalten ("Fahrweg", "Keinerlei Kletterei" zu einen,
"brüchiger Fels", "Unterbrechungsstellen", "keine
Begehungsspuren"). Also im Zweifel auf dem gut gangbaren und markierten
Südgrat bleiben.
Wegen des südseitigen Routenverlaufs kann die Tour auch noch spät
im Herbst begangen werden. Nach geringfügigen Schneefällen zwei
Tage zuvor, war die Route weitgehend schneefrei. Lediglich in der schattigen
Westseite des Grates und auf dem Gipfelhang waren Schneereste zu finden.
Die westliche Umgehung der beiden Gratköpfe kann bei schlechten Verhältnissen
(Vereisung) heikel sein, der noch frische lockere Pulverschnee bot keine
nennenswerten Schwierigkeiten. [28.10.2001]
Gehzeiten:
- Pfeishütte (1925 m) - Sonntagkarspitze (2575 m): 650 Hm (+ geringe Gegensteigungen), 2,5 Std.
- Sonntagkarspitze - Pfeishütte: 775 Hm, 1,5 Std.
Hintere Bachofenspitze (2668 m)
Ein
weiteres Gipfelziel im Tourenbereich der Pfeishütte ist die
Bachofenspitze (2668 m, Karte), neben dem schwierigeren Roßkopf das
höchste in der Umgebung der Pfeishütte. Erstbesteigung:
Hermann von Barth am 14.6.1870 (Überschreitung vom Großen
Lafatscher zum Roßkopf (Bericht im Alpenfreund Jahrgang 1873).
Hermann von Barth fühlte sich bei seinem Anstieg im Bachofenkar in
der stechenden Sonne wie gebacken und meinte, der Name leite sich von
Backofen ab. Nach Gsaller (Zur Nomenklatur der Halltalkette,
Alpenvereins-Zeitschrift 1879, S. 159) ist diese Ansicht irrig. Ofen
bezeichne in der Sprache des Bergmann eine "Eröffnung des
Gebirges, um der Sole Platz zu machen." Der Name Bachofen leite sich
demnach vom Ißbach ab, der im Bachofen seinen Ursprung hat. An
der Bachofenspitze setzt der Zweiggrat der Gleiersch-Halltal-Kette an, der
über Roßkopf und Stempeljochspitzen zum Stempeljoch
führt.
Von
der Pfeishütte auf dem Steig zur Sonntagkarspitze in Sonntagkar,
bis zu dem Pfosten mit den unübersehbaren neuen gelben
Hinweisschildern. Auch der weitere Weg ist neuerdings etwas
übertrieben markiert (alle paar Meter eine Farbmarkierung, siehe Bild).
Über den oberen Karboden an die
Felsen, dann hinauf zum Grat zwischen der Hinteren Bachofenspitze und
dem Rosskopf
(kurze Stellen I, auch ein paar Stahlstifte in einer Rinne, Rest
Gehgelände, teilweise etwas ausgesetzt). Über den Grat hinauf
zum Gipfel (ca. 2,5 Std. von der Pfeishütte). Am Gipfel
ein neues mächtiges Metallkreuz (Bild, rechts vom Kreuz im
Hintergrund die Hauptkette von den Ödkarspitzen über Birkkarspitze und Kaltwasserkarspitze bis zum Unbenannten Gipfel). Abstieg auf derselben Route (1, 5 Stunden).
Gehzeiten:
- Pfeishütte (1925 m) - Hintere Bachofenspitze (2668 m): 775 Hm (geringe Gegensteigungen), 2,5 Std.
- Hintere Bachofenspitze - Pfeishütte: 775 Hm, 1,5 Std.