Wintertouren ohne Ski / Schneeschuhtouren
in den Nördlichen Kalkalpen
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- Karwendel - Sonstige
Einführung
Touren
im tief verschneiten, winterlichen Gebirge sind ein ganz besonderes Erlebnis,
das nicht nur den Skitourengängern vergönnt ist. Auch zu Fuß
- oder müheloser mit Schneeschuhen - kann
man das winterliche Gebirge erleben (Im Bild: Die Bichler-Alm am Weg aus
der Jachenau auf die Benediktenwand).
Wintertouren sind in mehrfacher Hinsicht schwieriger als Sommertouren.
Die Fortbewegung ist oft anstrengender und die Tage sind kürzer. Die
Ziele
müssen also bescheidener gewählt werden als im Sommer. Die Orientierung
ist erheblich erschwert, da Wegbezeichnungen und Markierungen oft durch
den Schnee verdeckt sind. Der sichere Umgang mit Karte (und ggf. Kompass
und Höhenmesser) ist deshalb unabdingbare Voraussetzung.
Die Tourenmöglichkeiten sind
nahezu unbegrenzt, von einfachen Voralpenwanderungen über lange Touren
auf große Karwendelgipfel (Pleisenspitze,
2567 m) bis hin zu veritablen Dreitausenden, z.B. im Stubai (Breiter
Griesskogel, 3287 m).
Zur Einführung: Csaba Szépfalusi: Schneeschuhwandern
- Neue Spuren im Schnee (Mit Hinweisen zur Lawinenkunde)
Lawinengefahr
Im verschneiten Gebirge besteht stets potentielle Lawinengefahr. Wer sich
auch im Winter ins Gebirge wagen will, muß sich zwingend mit diesem
Thema auseinandersetzen. Da die Problematik nicht ganz einfach ist, gibt
es hier eine eigene Seite.
Umweltschutz
Die
Bergwelt ist ein sensibler Lebensraum für zahlreiche Tierarten. Das
gilt insbesondere im Winter, wo diese Tierarten trotz harscher Umweltbedingungen
überleben müssen. Häufige Störungen durch den Menschen
können für die betroffenen Tiere tödlich sein. Deshalb hat
der DAV ein Projekt Skibergsteigen
umweltfreundlich
ins Leben gerufen, um die Skitourengänger durch Lenkungsmaßnahmen
vor Ort um die Lebenräume gefährdeter Tierarten herumzuleiten.
Nach und nach werden in den gesamten Bayerischen Alpen die Lebensräume
gefährdeter Tierarten erfaßt und soweit erforderlich naturverträgliche
Routen durch Lenkungsmaßnahmen im Gelände empfohlen. In den
Chiemgauer Alpen und im Mangfallgebirge sind die Arbeiten schon weitgehend
abgeschlossen. Diese Empfehlungen gelten für alle Winterbergsteiger,
auch für Winterwanderer und Schneeschuhgänger. Jeder sollte
die Routenempfehlungen - das grüne Schild mit dem Skitourengänger
- im Gelände beachten. An manchen Ausgangspunkten (z.B. Tatzelwurm
Aufstieg zum Brünnstein,
Geigelstein
) sind Tafeln aufgestellt, auf denen die Lenkungsmaßnahmen weiter
erläutert werden (Bitte zur Kenntnis nehmen). Ich habe mich bemüht,
bei meinen Tourenvorschlägen die Empfehlungen ebenfalls zu berücksichtigen.
Weiter Informationen im Internet zum Projekt Skibergsteigen umweltfreundlich:
Bergschuhe oder Schneeschuhe?
Auf
geräumten Forstwegen und bei sehr gut gesetztem Schnee kommt man auch
ohne Schneeschuhe noch ganz gut voran. Im tiefen Neuschnee abseits ausgetretener
Wege stößt man ohne Schneeschuhe bald auf seine Grenzen. Das
Spuren wird extrem mühsam, wenn man sehr tief einsinkt. Besonders
unangenehm ist es, bei stark durchfeuchteter Schneedecke tief einzusinken.
Auch mit Schneeschuhen schwebt man nicht mühelos über der Schneedecke.
Lediglich im gut gesetzten oder windgepressten Schnee sinkt man mit Schneeschuhen
kaum ein und kann tatsächlich fast mühelos dahinschreiten. Im
tiefen Neuschnee ist auch das Spuren im Neuschnee mühsam. Aber ohne
Schneeschuhe wäre man bald völlig aufgeschmissen. Außerdem
ist es mit Schneeschuhen einfacher möglich, eine gute Spur anzulegen,
die den Nachfolgenden das Vorankommen erheblich erleichtert. Wechselt man
sich bei der Spurarbeit ab, hält sich die Anstrengung für jeden
einzelnen in Grenzen.
Leider sind Schneeschuhe nicht ganz billig (Einsteigermodelle ab 100
Euro, die meisten rund 200 Euro und mehr). Daher bietet es sich an, Schneeschuhe
zunächst einmal auszuleihen und dabei die Vor- und Nachteile der verschiedenen
Modelle zu erproben (kostengünstig bei einer DAV-Sektion, z.B. München
/ Oberland). Einen Überblick über die verschiedenen Typen
findet man z.B. hier
und in den unten genannten Büchern. Es gibt verschiedene Konstruktionsprinzipien.
Die Holzrahmenmodelle mit Schnurbespannung (sogenannte Originals) sind
für Touren im alpinen Gelände völlig ungeeignet. Die moderne
Variante - Alurohrrahmen mit Kunststoffbespannung - sind relativ teuer
und im alpinen Gelände, insbesondere für die Querung steiler
Hänge auch nur bedingt geeignet. Durch die geniale Einfachheit der
Konstruktion überzeugt die jüngste Generation von Schneeschuhen,
die nur noch aus einer selbst tragenden Kunststoffplatte besteht (z.B.
TSL,
MSR
Denali, Tubbs Apporach). Mit gut greifenden Harscheisen, Steighilfe
und verschiedenen Bindungen sind sie bestens für alpine Unternehmungen
geeignet und dennoch deutlich günstiger als die Rahmenkonstruktionen.
Es gibt zahlreiche Modelle verschiedener Hersteller (die meisten aus
den USA). Am weitesten verbreitet sind die Modelle von MSR,
TSL
(frz.) und
Tubbs. Nach Tests mit verschiedenen
geliehenden Schneeschuhen benutze ich den MSR Denali Ascent (Testsieger
in mehreren Tests, siehe Bild oben, Listenpreis 229 Euro, erhältlich
in München für ca. 210 Euro, es lohnt sich die Preise in verschiedenen
Geschäften und bei Versendern zu vergleichen). Der Denali Ascent unterscheidet
sich vom Denali Classic durch die zusätzlichen, sehr bissigen "saber
teeth" und die Steighilfe. Die Wirksamkeit der Steighilfe sollte man nicht
unterschätzen, bei längeren steilen Anstiegen erlaubt sie wesentlich
entspannteres Steigen, da die Wadenmuskulator deutlich entlastet wird.
Aktuelle Testberichte: Outdoor
2/2002 und Alpin
12/2002: Testsieger: MSR Denali Ascent)
Hersteller: MSR,
TSL,
Tubbs,
Faber,
Atlas,
Sherpa,
Redfeather,
Grivel
Links
Bücher
-
Schneeweiß: Schneeschuhtouren
zwischen Lechtaler und Kitzbühler Alpen - Wohl derzeit das beste
Buch. Materialkunde, Lawinenkunde, Technik und viele gut beschriebene Tourenvorschläge
- Allerdings ist das Gebiet recht groß: daher "nur" 31 Touren im
Nordalpenbereich zwischen Lechtalern und Mangfallgebirge, keine Touren
östlich des Inns (mehr Touren in den unten angegebenen Skitourenführern)
-
Birgit Gelder: Winterwandern
Bayerische Alpen, 50 Wander- und Schneeschuh-Touren zwischen Füssen
und Chiemgau – mit Rodeltipps, Rother
(2002)
Eher etwas einfachere Touren als im Schneeweiß, für Einsteiger
empfehlenswert
-
Kisch: Das Schneeschuhbuch
- Weniger zu empfehlen
-
Schneider/Demmel: Bayerische Alpen zwischen Lech und Inn - Skitouren
für Einsteiger und Genießer, Rother
(2000) - Auch für Schneeschuhgänger sind die meisten Tourenvorschläge
machbar
-
Brandl: Berchtesgadener und Chiemgauer, mit Kaiser und Steinbergen
- 50 Skitouren für Einsteiger und Genießer, Rother
(2002)
-
Maria Riffler, Bernd Riffler: Die
schönsten Winterwanderungen in den bayerischen Voralpen, Südwest,
Mchn. (1999)
-
Maria Riffler, Bernd Riffler: Winterwanderungen
in den Bayerischen Alpen mit angrenzendem Nordtirol, Bruckmann, Mchn.
(1991)
-
Bernd Riffler, Rudolf Steiner: Winterbergtouren ohne Ski zwischen
Berchtesgaden und Allgäu, Burckmann, Mchn. (1987) - Vergriffen, aber
vielleicht in der Sektionsbibliothek greifbar: 70 Tourenvorschläge
von leicht bis anspruchsvoll
Tourengebiete
Wegen
ihrer relativ bescheidenen Gipfelhöhen (meist unter der 2000 m-Grenze)
und weniger schroffen Geländeformen als in den Kalkhochalpen, sind
die Bayerischen Voralpen und die Chiemgauer
Alpen die ideale Spielwiese für erste Gehversuche im winterlichen
Gebirge (im Bild Risserkogel
und Plankenstein). Auch in Gebieten, die im Sommer und Herbst überlaufen
sind (z.B. rund um den Spitzing- und Tegernsee), kann man im Winter noch
relative Abgeschiedenheit erleben. Aber gerade wegen der bescheidenen Höhe
finden sich hier noch Lebensräume bedrohter Tierarten, daher bitte
die Hinweise zum Umweltschutz beachten.
Als lohnende Einsteigertouren kommen z.B. insbesondere der Simetsberg
(1836 m) im Estergebirge, der Schildenstein
(1613 m) in den Tegernseer Bergen und der
Westanstieg auf den Geigelstein
(1808 m) in den Chiemgauern, aber auch das Schönalmjoch
(1986 m) im Vorkarwendel in Betracht.
Wenn
man höher hinaus will, sind gute Touren schon schwieriger zu finden,
da die Kalkhochalpen zwischen den Lechtalern und den Berchtesgadenern in
der Regel relativ schroff gebaut sind und daher für Schneeschuhtouren
nicht so gut geeignet sind. Rassige Skitourengipfel wie Alpspitze und Hohe
Munde bilden mit ihren teilweise über 40 Grad steilen Hängen
nicht gerade ideales Schneeschuhgelände. Man kann derartiges Gelände
auch mit Schneeschuhen begehen, aber die extreme Steilheit steigert nicht
unbedingt den Genuß, aber bei entsprechenden Verhältnissen die
Lawinengefährdung. Ein absoluter Skitourenklassiker, der auch uneingeschränkt
schneeschuhtauglich ist, ist die Pleisenspitze
(2567 m, im Bild Blick vom Gipfel auf den Wörner) im Karwendel. Die
Tour ist eine der wenigen im Karwendel, die schon im Hochwinter möglich
ist. Auch im Rofan, den Ammergauern
und den Lechtalern bieten sich schöne
Tourenmöglichkeiten jenseits der 2000m-Grenze. Im Kaisergebirge
ist das Angebot eher dünn gesäht. Ein Klassiker ist die Pyramidenspitze
im Zahmen Kaiser. Die klassischen Skitouren im Wilden Kaiser (Ellmauer
Tor, Griesener Kar) bieten den Skifahrern noch im Frühjahr optimalen
Abfahrtgenuß in steilen Karen, aber wenig Genuß für Schneeschuhgänger.
Schönes
Schneeschuhgelände findet man dagegen in den Zentralalpen unmittelbar
südlich des Inns: im nördlichen Stubai (Sellrain und Larstiggruppe,
im Bild der Breite Griesskogel, 3287
m), den Tuxer und den Kitzbühler Alpen. Es handelt sich im wesentlichen
(Ausnahme Sellrain) um unvergletschertes Gelände. Im Sellrain finden
sich sogar zahlreiche Dreitausender. Die Formen sind insbesondere in den
aus Schiefern aufgebauten Tuxer und Kitzbühler Alpen eher sanft. In
der Sommersaison schenken viele Bergsteiger diesen rundlichen Mugeln zwischen
dem schroffen Kalk der Nordalpen und dem Firn des Hauptkammes der Zentralalpen
nicht viel Beachtung. Im Winter sind diese Gebiete bei den Skitourengänger
dagegen äußerst beliebt und viele Ziele eignen sich ebenso gut
für Schneeschuhgänger.
Die folgenden Touren habe ich unter winterlichen Verhältnissen
durchgeführt.
Bayerische Voralpen
-
Riederstein (1207 m), Schlierseer
Berge
-
Baumgartenschneid (1448
m), Schlierseer Berge
-
Fockenstein (1564 m), Tegernseer
Berge
-
Hochplatte (1592 m), Tegernseer
Berge
-
Seekarkreuz (1601 m), Tegernseer
Berge
-
Schildenstein (1613 m), Tegernseer
Berge
-
Brünnstein (1619 m), Wendelsteingebiet
-
Schönberg (1620 m), Tegernseer
Berge
-
Breitenstein (1622 m), Wendelsteingebiet
-
Bodenschneid (1669 m), Schlierseer
Berge
-
Hirschberg (1670 m), Tegernseer
Berge
-
Brecherspitze (1683 m), Schlierseer
Berge
- Trainsjoch (1707 m), Wendelsteingebiet
-
Herzogstand (1731 m) und
Heimgarten
(1790 m), Bayerische Voralpen
-
Benediktenwand (1801 m),
Benediktenwandgruppe
-
Risserkogel (1826 m),
Tegernseer
Berge
-
Simetsberg (1836 m), Estergebirge
-
Wendelstein (1837 m), Wendelsteingebiet
-
Rotwand (1884 m) - Auerspitz
(1811 m) - Hochmiesing (1883 m),
Schlierseer
Berge
-
Krottenkopf (2086 m),
Estergebirge
Chiemgauer Alpen
Ammergauer Alpen
Kaisergebirge
Karwendel
Rofan
Lechtaler Alpen
Tuxer Alpen
Stubaier Alpen
Klettern
Mehr Tourenbeschreibungen für Winter- und Schneeschuhtouren auf den
folgenden Webseiten:
Wolfgang
Leonhard (zahlreiche anspruchsvolle Touren), Munich
Wanderers (im Tourenarchiv, in Englisch), Rosenheimer
Internet Bergführer und Schneeschuh.de