Schafreuter (2102 m), Vorkarwendel
Der
Schafreuter
(2102 m, Karte, auch Scharfreiter) im Karwendel-Vorgebirge ist ein wegen seiner
umfassenden Rundumsicht und schnellen einfachen Erreichbarkeit begehrtes
und beliebtes Gipfelziel in den Münchner Hausbergen. Sein Charakter
als Aussichtsberg hängt mit seiner idealen Lage zwischen den Voralpen,
die er um 100-300 Meter überragt, und den mächtigen Ketten des
eigentlichen Karwendels zusammen. Schon von weitem kann man seine markante
Gestalt erkennen. Er ist, zumindest auf den Routen aus dem Rißtal,
praktisch das ganze Jahr (im Winter mit Ski oder
Schneeschuhen) zu erreichen (Karte:
Austrian
Map). Das Bild zeigt den Schafreuter von Süden - vom Schönalmjoch.
Die Tölzer Hütte ist durch das Delpsjoch (1945 m) im Vordergrund
verdeckt. Der Gipfelanstieg von der Tölzer Hütte verläuft
über den geschwungenen Kamm, der auf den Betrachter zuläuft.
Der Schafreuter ist Grenzgipfel zwischen Bayern und Tirol. Die kürzeren
Anstiege führen aus dem Rißtal auf den Gipfel. Sehr schön
und lang ist rein bayerische Anstieg von Fall am Sylvensteinstausee.
Aus dem Rißtal
Der kürzeste Anstieg beginnt am Parkplatz Lecktal (903 m, Busverbindung
nach Lenggries), noch vor Hinterriß an der Straße in die Eng
gelegen. Der durchgehend bezeichnete Weg führt rasch empor und bald
eröffnet sich der Ausblick auf die Nördliche Karwendelkette vom
Wörner
bis zur Östlichen
Karwendelspitze. Auf der gemütlichen Tölzer
Hütte (1825 m), die man auch bei gemächlichem Tempo
nach spätestens 2 Stunden erreicht hat, kann man eine Rast vor dem
Gipfelsturm einlegen.
Von
der Hütte nimmt der ebenfalls gut bezeichnete Gipfelanstieg nur noch
eine gute halbe bis dreiviertel Stunde in Anspruch. Zunächst steil
durch Latschen auf eine Rücken hinauf, diesem folgend. Vom Standort
des Fotographen ist es nur noch eine Viertelstunde bis zum Gipfel. Zunächst
passiert man noch eine Stelle (auf dem obigen Bild ganz links), an der
Dutzende Steinmandl aufgehäuft wurden. Der letzte Aufschwung zum Gipfel
ist etwas steiler und mit einem Drahtseil versichert. Insgesamt ca. 2 1/2
Stunden im Aufstieg. Abstieg auf dem gleichen Weg.
Der direkte Anstieg von der Hütte kann bei Schneelage im oberen
steilen Teil problematisch sein. Dann bietet es sich an, auf dem Weg,
der am Schafreuter vorbei zur Moosenalm führt, zu gehen, bis er
auf den Rücken trifft, der vom Schafreuter in Richtung
Südsüdwest führt. Über diesen (günstigsten
Durchschlupf zwischen den Latschen suchen) weglos hinauf, am Ende etwas
ausgesetzt.
Von Fall - der bayerische Weg auf den Schafreuter
Ein
sehr langer, aber landschaftlich sehr reizvoller Weg führt von Fall
am Sylvensteinsee auf den Schafreuter. Etwa einen km auf der Straße
von Fall Richtung Vorderriß beginnt der Weg (Bezeichnung Tölzer
Hütte). Zunächst geht man auf einer guten Forststraße gemächlich
ansteigend über die Wies-Alm zur Grammersberg-Alm (1500 m,
2 Stunden von Fall). An der Grammersberg-Alm beginnt ein sehr schöner, schmaler Bergsteig,
der stellenweise etwas ausgesetzt (eine Stelle versichert) auf ca. 1600
m, d.h. wenige Meter unter dem dicht mit Latschen bewachsenen Grat, durch
die Südostflanke der Pürschschneid führt. Das Tourenziel
- den Schafreuter - hat man stets vor Augen und langsam öffnen sich
immer bessere Blicke auf den zentralen Karwendelhauptkamm mit der Birkkarspitze
und auf die Nördliche Karwendelkette. Zwei Erhebungen - das Grasköpfl
(1753 m) und das Grünlahnereck
(1726 m) - werden ostseitig
umgangen, bevor man die weite Ebene der Moosen Alm erreicht. Es lohnt
aber auch ein kurzer Abstecher auf das Grasköpfl, das eine
ausgezeichnete Aussicht auf Karwendel,
Mangfallgebirge,
Isarwinkel
usw.
bietet.
Der weitere Weg zur Moosenalm führt knapp oberhalb von Abbrüchen
durch die Nordostflanke des Grasköpfl. Der Weiterweg
über die Moosenalm und den Nordwestrücken des Schafreuters ist
unproblematisch (2 Std.).
Vom Gipfel des Schafreuter schweift der Blick frei über die Nördliche
Karwendelkette mit der Östlichen
Karwendelspitze und Vogelkarspitze
bis zum Wörner (unmittelbar rechts vom Gipfelkreuz
des Schafreuter) dazwischen der tiefe Einschnitt der Bärnalpls. Am
rechten Bildrand ist die Soierngruppe mit
der markanten Pyramide der Soiernspitze erkennbar. Hinter der Nördlichen
Karwendelkette kann man die Hauptkette erkennen: Von den Lalidererwänden
ganz links bis zu der Birkkarspitze (über
den Teleskopstöcken, durch Wolken leicht verhüllt.). Im Norden
kann man das gesamte Panorama der Vorberge zwischen Estergebirge und Wendelstein
überblicken, im Südosten sogar in der Ferne Großglockner
und Großvenediger erkennen.
Blick
vom Gipfel nach Osten: Im Mittelgrund Demeljoch
(1924 m), Zotenjoch (1881 m), Juifen (1988 m)
und Marbichlerspitze (von links), über dem Marbichler Joch die Blauberge,
rechts der Guffert.
Ein weiteres Karwendelpanorama
mit 50 bezeichneten Gipfeln (ca. 650 KByte) vom Schafreuter
(2102 m).
Im Winter mit Schneeschuhen
Eine
Besteigung des Schafreuters ist auch eine lohnende und bis auf die letzten
Meter einfache Schneeschuhtour oder Skitour (vgl.
Tourentipp.de).
Der übliche Winteraufstieg für Skitouren- und Schneeschuhgänger
beginnt an der Oswaldhütte
(847 m) im Rißtal. Dort findet man eine Tafel mit Erläuterungen
zur naturverträglichen Route über die Mooslahneralm (vgl. Projekt
Skibergsteigen umweltfreundlich des DAV). Über die Forststraße
im Wald hinauf Richtung Osten. Die Abzweigung zur Mooslahneralm (1398 m)
ist ebenfalls durch ein Schild gekennzeichnet (bitte nicht über Moosenalm
und Kälbereck gehen). Langsam öffnet sich der Blick nach Westen
auf den Tafelberg des Karwendels (Vorderskopf), dahinter Hochkarspitze,
Wörner und Soierngruppe (Bild: (c) Manuel Staebel: mehr Bilder).
Weiter
über die Waldlichtung nach Osten, die bald in eine weite muldenartige
Rinne einmündet (Vorsicht Lawinengefahr).
Diese wird nach rechts verlassen und auf ca. 1700 m ein schwach ausgeprägter
WNW-Rücken betreten, der sich zunehmend in den freien Hängen
verliert. Erst spät erkennt man den Gipfelaufbau. Vom Vorgipfel über
den etwas ausgesetzten Grat zum Gipfel (Bild). [22.2.2003]
Die Tour erfordert sichere Lawinenverhältnis, besondere Vorsicht
an der erwähnten Rinne.
Gehzeiten:
-
Parkplatz Lecktal (903 m) - Tölzer Hütte (1825 m) - Schafreuter
(2102 m): 1200 Hm, 3 Stunden
-
Schafreuter - Parkplatz Lecktal: 1200 Hm, 2 Stunden
-
Fall (773 m) - Grammersberg-Alm - Grasköpfl (1753 m): 980 Hm, 3 Stunden
-
Grasköpfl - Moosenalm - Schafreuter (2102 m): 700 Hm, 2 Stunden
-
Oswaldhütte (847 m) - Mooslahneralm
(1398 m) - Schafreuter: 1260 Hm, 3 Stunden
-
Schafreuter - Oswaldhütte:
1260 Hm, 1,5 Stunden (Zeiten mit Schneeschuhen)
Links:
Stierjoch (1909 m), Torjoch (1818 m) und Luderwände
(1903 m)
Rund
um den Schafreuter gibt es noch etliche, weniger frequentierte Gipfel,
deren Besuch sich trotzdem lohnt. Zwischen Delpsjoch (1595 m) und Bächental
erstreckt sich der Kamm, dessen höchste Erhebung das Stierjoch ist.
Nach Norden strahlt vom Stierjoch der grasige Kamm aus, der den Kotzen
(1766 m). Dazwischen ist die idyllische Lerchkogelalm eingebettet. Von
der Staumauer des Sylvensteinsees erkennt man die Wände von Torjoch
und Stierjoch, vom Schafreuter durch den vorgeschobenen Waldberg des Kotzen
getrennt (im Bild von links).
Von
Fall ins Bächental (am besten mit dem Radl, flach). Nach ca. 4 km
die Abzweigung zur Lerchkogelalm nehmen (ausgeschildert, Schranke). Kurz
hinab zur Dürrach und auf einer Geschiebesperre über diese hinüber.
Auf der anderen Seite auf den nun etwas steileren Forststraße hinauf.
In weiten Kehren schraubt sich die Straße den Hang hinauf. Auf ca.
920 m zweigt der Wanderweg zum Lerchkogel rechts ab. Vom Lerchkogelalm
Niederleger (1337 m) führt die Straße weiter durch die Almhütten
bis ca. 1430 m (ab dort Fahrverbot für Fahrräder). Nun auf dem
guten Steig hinauf zum Hochleger. Von dort ist einfach der Lerchkogel (auch
Lärchkogel, 1688 m) zu erreichen (auch als Skitour). Kurz auf dem
bezeichneten Weg Richtung Tölzer Hütte. Nach wenigen Minuten
zweigt der nur schwach erkennbare Steig auf das Torjoch ab (nicht bezeichnet,
aber Spuren und rote Markierungen). Über den Ostgrat erreicht man
ohne Schwierigkeiten das Östliche Torjoch. Vom Gipfel gute Sicht auf
das östliche Vorkarwendel (Im Bild von links: Demeljoch,
Zotenjoch, Juifen, Marbichler Spitze, Kafell,
Rether Kopf). Sichtbar ist auch der Grenzstein mit der Jahreszahl 1844
(bezieht sich auf den Grenzberichtigungsvertrag zwischen Bayern und Tirol
vom 30.1.1844).
Weiter
über den grasigen Kamm Richtung Westen über das Westliche Torjoch
und die Luderwände zum Stierjoch (Spuren und wenige rote Farbmarkierungen).
Das Bild zeigt das Stierjoch, dahinter den Schafreuter,
links davom am Delpshals die Tölzer Hütte.
Vom Stierjoch über den grasig-schrofigen Südwestkamm direkt
hinab zum Delpssee (markiert, nicht nach rechts abkommen, steile Abbrüche)
und auf dem Weg 239 zurück zum Lerchkogelalm Hochleger. Von dort Abstieg
wie Aufstieg. [4.5.2003]
Während
der Sommersaison gute Busverbindung von Lenggries in die Eng.
Ausgangspunkt sind die Haltestellen Fall,
Oswaldhütte
oder Lecktal. Durch die Busverbindung
kann man den langen Anstieg von Fall mit dem schnellen Abstieg zur Haltestelle
Lecktal im Rißtal kombinieren (lange Tagestour). Als Zweitagestour
mit Übernachtung auf der Tölzer Hütte bietet sich die Überschreitung
des gesamten Grasbergkamms zur Haglhüttn
an.
Nach Fall kann man auch gut vom Bahnhof Lenggries
radeln (etwa 16 km, ca. 50 Minuten). Zunächst vom Bahnhof in den Ort,
dann nach rechts abbiegen. Vor Fleck erreicht man die vielbefahrene B13.
Zum Sylvensteinstaudamm führt ein neuer Radweg, der zunächst
die B13 begleitet (dabei zweimal die Seite wechselt, beschildert) und am
Schluß durch einen Tunnel direkt zur Staumauer führt. Von dort
über die B307 nach Fall. Zur Fahrradmitnahme in der Bahn vgl. hier.
[20.11.1994, 25.5.1995, 24.5.1997, 13.6.2000, 13.5.2001, 1.6.2002,
22.2.2003, 1.2.2004]